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§ 55.
11. Sacharja.

 1. Sacharja (der HErr gedenkt [an seinen Bund]) war ein Sohn Berechjas des Priesters und ein Enkel jenes Iddo, der nach Neh. 12, 4 als eines der Häupter der priesterlichen Familie, welcher Sacharja angehörte, aus der Gefangenschaft heimkehrte. Er folgte, da sein Vater frühzeitig starb, dem Großvater im Amte nach (Neh. 12, 16, vgl. Esra 5, 1). – Die Zeit, in der er auftrat, war das zweite Jahr des Darius (520 v. Chr.). Er ist somit ein jüngerer Zeitgenosse des Haggai.

 2. Haggais Zeugnis wird durch das Zeugnis Sacharjas fortgesetzt. – Indes berührt sich seine prophetische Aufgabe nur nach einer Seite mit der des Haggai. Das Volk war ja durch Haggai schon willig geworden zum Werke des HErrn. Es bedurfte daher weniger der Mahnung, als 1) des Aufschlusses über den Widerspruch der Gegenwart durch den Hinweis auf die zukünftige Herrlichkeit. 2) Zugleich eröffnet auch Sacharja, was dieser Zeit besonders notthue, und zeigt dem Volk das Gebot des HErrn. Endlich 3) verschweigt er nicht, durch welche große Trübsale sein Volk noch werde hindurchgehen müssen, bis es bei der verheißenen Herrlichkeit der Endzeit anlangen wird. Der Grund der neuen Trübsale ist die Verwerfung des verheißenen Königs und Hirten von seiten seines undankbaren Volkes. Das Volk Gottes wird abermals den Heiden preisgegeben; aber wenn die Heidenvölker ihm den Garaus machen wollen, wird der HErr einschreiten und seinem zur Erkenntnis und Bereuung seiner Sünden gebrachten Volke den Sieg über seine Feinde verleihen.

 3. Sacharja berührt sich in seinem Berufe wie mit Haggai, so noch mehr mit Daniel, ohne dessen Gesichte er gar nicht verstanden werden kann. Auf Grund von Dan. c. 9; 10, 20; 11, 45 zeigt er, in welcher Art die mit der Rückkehr aus Babel neu anhebende Geschichte verlaufen werde; der Hauptinhalt seiner Weissagung ist Tröstung des jetzt tiefgebeugten Volkes, doch nicht ohne daß er verkehrten Anschauungen, wie wenn die gegenwärtig anhebende Entwickelung geradlinig zur Herrlichkeit führte, entgegenzutreten hätte. – In der Weissagung vom Leiden des Messias schließt er sich besonders an