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geringe; darin lag eine Versuchung zur Geringschätzung. Die Priester unterlagen ihr auch und gaben dies auch kund. Vom Volk wurden etliche so lau im Glauben, daß sie ihre Gliedschaft am Volke Gottes gering genug achteten, um sich mit Heiden zu verschwägern (2, 11. 12) und weil die verheißenen glücklichen Zeiten zögerten, zu kommen so fing das Volk zu murren an, ja manche zweifelten an der Verheißung und gaben sich offenem Unglauben hin (c. 2, 17; 3, 13 etc.).

 2. Bei solcher Lage war es der eigentliche heilsgeschichtliche Beruf dieses Propheten, zu weissagen, daß nun bald der Bote erscheinen werde, der der Erscheinung Jehovas vorausgehen müsse, nämlich Elia der Thisbite, und daß ihm, dem Bahnmacher, dann der HErr selber folgen werde und zwar als Bote oder Mittler eines neuen Bundes. Dieser Tag Jehovas, den die Zweifler immer gerne sehen möchten, werde für sie ein Schreckenstag sein, denn durchs Feuer des Gerichtes hindurch werde das Gemeinwesen Israels in erneuerter verklärter Gestalt erstehen.

 3. Jener Bote, der 3, 1 „mein Bote“ und 4, 5 „Elia der Thisbite“ genannt wird, ist kein anderer, als Johannes der Täufer. Maleachi ist somit der letzte Prophet des alten Bundes. Johannes der Täufer steht bereits auf der Grenze beider Testamente; die eine Hand reicht er Maleachi, die andere dem, in welchem Jehova, der Bundesmittler, den Maleachi verheißen hat, erschienen ist.

 4. Die Haltung des Buches Maleachi ist dialogisch. Es zieht sich nämlich durch das Buch die auch in früheren Propheten schon vorgekommene Redewendung hindurch, daß der Prophet selbst auf seine Behauptung eine Gegenfrage von seiten des Volkes aufstellt; namentlich läßt er das Volk den ihm gemachten Vorwurf abwehren, um darauf selber eine weitere Erklärung folgen zu lassen; 1, 2. 7; 2, 14. 17; 3, 7. 8. 13. Hierin ist eine Einwirkung der Zeitverhältnisse, des aufkommenden Schulvortrags und Unterrichtswesens auf den prophetischen Vortrag, der dadurch selbst einen gewissen dialektischen Charakter erhalten hat, wohl unverkennbar. Maleachis Vortrag gleicht in dieser Hinsicht am meisten dem des Buches Koheleth.