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Wühler und Hetzer kämpft der Apostel hier mit scharfen Waffen; deshalb ist seine Rede im 2. Teile des Briefes gewaltig ernst und scharf. Der erste Teil ist schwerfällig und verwickelt geschrieben. Es ist, als müßte sich der Apostel Gewalt anthun, um diesen ersten, ruhig gehaltenen, freundlichen Teil des Briefes zu schreiben, weil andere Gedanken und Stimmungen im Hintergrund seiner Seele ruhen. Mit 10, 1 aber bricht die verhaltene Stimmung hervor, und nun verläuft der andere Teil rasch und hastig und ist scharf geschnitten in Gang und Ausdruck.

 3. Übrigens ist dieser Brief ausgezeichnet durch seine Lehre vom evangelischen Amte, das der Apostel in seiner Herrlichkeit gegenüber dem alttestamentlichen Amte preist, sowie durch die, erhabenstes apostolisches Amtsbewußtsein mit echt christlicher Demut vereinigende Art und Weise, wie der Apostel selber hier in so schwieriger Lage jenes Amtes in diesem „in allen Tonarten redenden“ Briefe gewaltet hat.

 Gruß 1, 1. 2.

 I. Paulus sucht die Bußfertigen zum vollen Gehorsam und Vertrauen gegen ihn zurückzuführen c. 1–9.

 Der Apostel dankt Gott für die Tröstung, die er ihn in seiner Trübsal erfahren ließ, durch die er in den Stand gesetzt wird, auch anderen ein Tröster zu werden (1, 3–7). Die letzte Trübsal in Kleinasien (ob der 2 Kor. 11, 25 erwähnte Schiffbruch?) brachte den Apostel dem Tode nahe, aber sie hat ihn gelehrt, sein Vertrauen ausschließlich auf Gott zu setzen und hat auch dazu gedient, die korinthische Gemeinde zu fürbittender Theilnahme zu erwecken. Auf solche Fürbitte der Gemeinde darf er rechnen, ist er sich ja doch lautersten Verhaltens gegen sie bewußt und darum auch zu der Erwartung berechtigt, daß die Abänderung seines ursprünglichen Reiseplans (Korinth zweimal, auf der Hinreise nach Makedonien und der Herreise von da, zu besuchen) kein Mißtrauen bei der Gemeinde gegen ihn wachrufe. Aus der Nichterfüllung der gegebenen Zusage falle übrigens kein Schein der Unzuverlässigkeit auf seine Predigt, aus welcher den Lesern ein widerspruchsloses göttliches Ja (eine Bejahung aller Gottesverheißungen in Christo) entgegengeklungen ist. Der wirkliche Grund, warum er nicht schon damals nach Korinth kam, war schonende Rücksicht auf die Gemeinde, freilich auch zugleich der Wunsch, von seinem diesmaligen Aufenthalt in Korinth Freude zu haben (1, 8–2, 4). Von dem durch die Gemeinde gegen den Blutschänder eingeleiteten Verfahren und dessen Wirkung erklärt sich übrigens der Apostel vorläufig befriedigt und gewährt ihm Verzeihung (v. 5–11). Im Anschluß an den weiteren Verlauf seiner Reise, zugleich aber in der Absicht, die Gemeinde einen Blick in sein Herz thun