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wird, so hier der unbußfertigen Welt die Gewißheit der schließlichen Majestätsoffenbarung Gottes und die Stärkung der Gemeinde in der letzten Drangsal. Das offene Büchlein c. 10 enthält die die letzte Vollendung des Geheimnisses Gottes umfassende und das Ende der Geschichte herbeiführende Offenbarung für Johannes, und der Bericht von den zwei Zeugen 11, 1–14 zeigt uns, wie die israelitische Gottesgemeinde des Endes in schwerer Zeit sonderliche Stärkung erfahren wird, indem Gott in jenen zwei Zeugen das Prophetentum erneuert. Nun erst folgt 11, 15–19 die siebente Posaune, oder das dritte Wehe, das Gericht über die antichristliche Welt, und die Vollendung der Bundesgemeinschaft mit Gott. Das ist der Schluß des göttlichen Gerichts über die unbußfertige Welt – siehe 8, 2 –, auf welches die Zeit des neuen Jerusalem folgt. Aber vorher wird noch einmal zurückgegriffen und eine andere Seite der Endgeschichte nachgeholt.

 Die vierte Vision c. 12–14: Die Gottesgemeinde und die antichristliche Weltmacht.

 Johannes sieht die Tochter Zions d. h. die A.T.liche Gottesgemeinde mit ihrer Fortsetzung in dem christgläubigen Israel) in Wehen und den Fürsten dieser Welt, wie er lauert, um das Kind, das sie gebären soll, zu vertilgen. Gott aber rettet das Kind in den Himmel (Matth. 2; Apg. 4, 27; 3, 21) und birgt seine Mutter, das Volk Israel, s. Matth. 23, 38 f. (12, 1–6). Michael streitet im Himmel mit dem Satan, um Israel aus seiner Macht zu befreien, und siegt ob; aus dem Himmel ausgestoßen sucht Satan auf Erden die Treuen in Israel zu verderben, aber Gott schützt und rettet sie an einen sichern Bergungsort, dafür verfolgt nun Satan die Bekenner JEsu aus der Heidenchristenheit (7–17). In diesem Kampfe dient dem Satan der Widerchrist, der Beherrscher der letzten Weltmacht. Diese besteht aus zehn Fürstentümern, aus denen sich der Antichrist erhebt; sie vereinigt alle vorausgegangenen Weltmonarchien (s. Dan. 7) in sich. Dieser gottfeindliche Weltherrscher, in dem (gleichsam?) der danielische Antichrist (Antiochus Epiphanes) wiederauflebt, empfängt die Macht aus Satans Hand, und in ihm wird Satan selbst angebetet. Dieser entfaltet jetzt seine ganze Feindschaft wider Gott und dessen Gemeinde (13, 1–10). Ein anderer Diener Satans im letzten Streit wider Gott ist der falsche Prophet, der durch satanische Lüge die Welt zur Anbetung des Antichrist und des Satan selbst verführt (11–18). Während nun alle Welt dem Antichrist dient, schart sich die israelitische Endgemeinde in Zion um JEsum: sie steht im immerwährenden Geistesverkehr mit den Erlösten im Himmel und lebt ganz und gar von dem Wesen der Welt abgewandt nur Christo (14, 1–5). Jetzt aber verkündigen Engel die Katastrophe des Gerichts: die Weltstadt soll als Vorzeichen des Sturzes der Weltmacht zuerst fallen; ewig soll die Qual der Anbeter des Antichrist sein: selig wer in der Gemeinschaft mit Christo stirbt (6–13). In der Trübsalshitze dieser Zeit reift die Gemeinde Christi, um wie die Ernte eingeholt, und die üppig gewordene Welt, um dem Zorngerichte anheimgegeben zu werden (14–20).