Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Wie kann der christliche Volksschullehrer an der Schuljugend Seelsorge üben.pdf/7

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Sinn, so wird er eine große Arbeit an den Seelen thun, die ihm im Himmel wohl belohnet wird.

 3. Es scheint vielleicht ein Geringes, was damit erzielt worden ist, aber es ist nicht gering. Denn der freie Gehorsam ist die Unterlage für alles Gedeihen des geistlichen Lebens. Sagt nicht der HErr zu dem, den er bekehren will: Gib mir mein Sohn dein Herz und laß dir meine Wege wohlgefallen?! Was ist Sünde? Ungehorsam. Was ist Heiligung? Freier Gehorsam, oder Gehorsam in Liebe. Wer in geduldiger Arbeit den Schüler zum freien Gehorsam erzogen hat, der hat dem heiligen Geiste mächtig vorgearbeitet. Wenn der heilige Geist im Unterrichte an ein Herz anklopft, das zum freien Gehorsam erzogen ist, so findet er leichter Eingang. Das Gesetz wird willig anerkannt; der Gehorsame läßt sich strafen. Und wenn die Seele sich einmal strafen läßt, so ist sie auch offen für die Buße und für den Trost des Evangeliums, – so ist sie empfänglich für die Mahnungen des heil. Geistes. Ja es ist selbst schon vorlaufende Wirkung des heil. Geistes, wenn ein Schulkind zum freien Gehorsam erzogen worden ist.

 Das vollbringt auch nur ein frommer Lehrer, der selber in der Zucht des heil. Geistes steht. Ein anderer, der in solcher Zucht nicht steht, ist selbst ein Knecht der Leidenschaft; er vergewaltigt seine Schüler, und die Vergewaltigung ruft Trotz hervor. Oder er weicht, weil er die Kinder nicht innig liebt, sondern sein Amt als Miethling thut, in allen schwierigeren Fällen vor der Aufgabe der Erziehung ganz zurück, und überläßt das Kind sich selbst. Das Kind verwahrlost dann in seinem ungebrochenen Sinn. Wer in der Zucht des Geistes nicht steht, hat endlich keinen Sinn für Wahrheit; er begnügt sich, wie er selbst für den Schein lebt, auch an den Kindern mit dem Schein und in Wahrheit übt er keine Wirkung auf die Seelen, als daß sich diese in der Kunst der Lüge und Verstellung üben. Die Erziehung zu freiem Gehorsam des Schülers gegen den Lehrer ist also das Werk des heil. Geistes, und ohne ihn gelingt es nicht. Ein Lehrer, der selbst nicht im Gehorsam, im innern freien Gehorsam gegen seinen Gott und HErrn steht, erzieht auch nicht zu freiem Gehorsam. Es gibt solche, die viel reden von Dressur, von Unvernunft, und die stets Licht und Freiheit für die Schule fordern. Sieht man aber näher zu, so sind sie in der Schule Tyrannen. Die Freiheit fordern sie nur für sich. Aber das Ebenbild