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(36.) 255 Apollonios Molon gehört nun freilich zu den unverständigen und aufgeblasenen Schriftstellern. Die echten griechischen Philosophen jedoch waren durchweg unserer oben dargelegten Ansicht, und auch die geistlosen Flunkereien der Allegorien[1] waren ihnen wohlbekannt, weshalb sie diese nach Gebühr verachtet haben und unserer richtigen, geziemenden Lehre von Gott beigetreten sind. 256 Von ihr ging auch Plato aus; denn abgesehen davon, dass er überhaupt keinen Dichter in seinem Staat haben will, schickt er selbst den Homer, nachdem er ihn bekränzt und mit Oel übergossen hat, höflich weg,[2] damit er nicht die richtige Ansicht über Gott durch seine Fabeln verdunkele. 257 Übrigens hat Plato sich auch darin aufs genaueste nach unserem Gesetzgeber gerichtet, dass er seinen Bürgern an erster Stelle die Verpflichtung auflegte, sämtliche Gesetze eingehend zu erlernen; desgleichen untersagte er den Verkehr mit Ausländern und sorgte so dafür, dass seine aus treuen Beobachtern des Gesetzes bestehende Gemeinde unvermischt erhalten blieb. 258 Alles das bedenkt Apollonios Molon nicht, wenn er uns einen Vorwurf daraus macht, dass wir diejenigen, die in anderen Ansichten über Gott befangen sind, nicht bei uns dulden und mit Leuten von ganz anderen Lebensgewohnheiten keine Gemeinschaft haben wollen. 259 Aber auch dieser Zug ist nicht ausschliesslich unserem Volke eigen, sondern er kehrt insgemein bei allen Griechen und gerade bei den angesehensten ihrer Stämme wieder. Und was die Lakedaemonier angeht, so haben sie von jeher die Fremden ausgewiesen und ihren Staatsangehörigen verboten, ins Ausland zu reisen, weil sie in beiden Fällen verderbliche Folgen für die allgemeine Sittlichkeit befürchteten. 260 Ihnen kann man nun wohl mit Recht vorwerfen, sie benähmen sich abstossend, weil sie niemand das Bürgerrecht verleihen

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/190&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Die Allegorien bezweckten, das Anstössige aus den Göttermythen zu entfernen.
  2. Politeia III, 9 (Bekker’sche Textausgabe, Band VI, S. 412f.).