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Das Sehen der Musik.

Bei der Kalkbrenner’schen vierstimmig-einhändigen Fuge fällt mir der verehrte Thibaut, der Dichter des Buchs: „Ueber Reinheit der Tonkunst“[H 1] ein, der mir einmal erzählte, daß in einem Concert in London, das Cramer[H 2] gegeben, eine vornehme, kunstverständige Lady sich gegen allen englischen Ton auf die Zehen gestellt, die Hand des Virtuosen starr angesehen, was natürlich die Nachbarinnen zur Seite und im Rücken, nach und nach die ganze Versammlung gleichfalls gethan, und endlich Th. in’s Ohr, aber mit Ekstase gesagt hätte: „Gott! welcher Triller! Triller! Und noch dazu mit dem vierten und fünften – und in beiden Händen zugleich!“ Das Publicum (schloß damals Th.) murmelte leise nach: „Gott! welcher Triller! Triller! und noch dazu etc.“

R–o.

Doch scheint dies das Publicum zu charakterisiren, das am Virtuosen, wie im Concert überhaupt, auch etwas sehen will.

Euseb.




Aber beim Himmel! Es wäre ein wahres Glück, wenn in der Künstlerwelt einmal ein Geschlecht der Bilfinger[H 3] aufwüchse, das bekanntlich an zwei garstigen Uebersingern litt; da wär’ es mit der ganzen Virtuosenwirthschaft vorbei. –

Florestan.




Anmerkungen (H)

  1. [WS] Anton Friedrich Justus Thibaut (1772–1840), deutscher Rechtsgelehrter. Seine Schrift Ueber Reinheit der Tonkunst erschien erstmals 1825 (1. Auflage: Google; 2. Auflage, erweitert, 1826 Google).
  2. [WS] Johann Baptist Cramer.
  3. [WS] unverständliche Anspielung.