Musik redet die allgemeinste Sprache, durch welche die Seele frei, unbestimmt angeregt wird; aber sie fühlt sich in ihrer Heimath. –
Am Ende hört ihr noch in Haydn’s Schöpfung das Gras wachsen![H 1]
Der Künstler sollte freundlich, wie ein griechischer Gott, mit den Menschen und dem Leben verkehren; nur wenn es ihn zu berühren wagte, möge er verschwinden und nichts als Wolken zurücklassen.[H 2]
Es ist das Zeichen des Ungewöhnlichen, daß es nicht alle Tage gefaßt wird; zum Oberflächlichen ist der größere Theil stets aufgelegt, z. B. zum Hören von Virtuosen-Sachen.
Es ist mit der Musik wie mit dem Schachspiel. Die Königin (Melodie) hat die höchste Gewalt, aber den Ausschlag gibt immer der König (Harmonie). –
Der Künstler halte sich im Gleichgewicht mit dem Leben; sonst hat er einen schweren Stand. –
In jedem Kinde liegt eine wunderbare Tiefe.
Anmerkungen (H)
- ↑ [WS] In seinem Oratorium Die Schöpfung charakterisiert Joseph Haydn Tiere durch illustriertende Klangmittel, was in der Romantik als "Programmmusik" zum Gegenstand ästhetischer Debatten wurde.
- ↑ [WS] Der Gott Apoll und die Sterblichen, siehe S. I.9.
Robert Schumann: Gesammelte Schriften über Musik und Musiker. Georg Wigand’s Verlag, Leipzig 1854, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gesammelte_Schriften_%C3%BCber_Musik_und_Musiker_Bd.1_(1854).pdf/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)