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     „Halloh! Wach auf! du Fürst von Burgund!
Dein Königsgeschmeide besudelt ein Hund;

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Blandinen, dein gleissendes Töchterlein, schwächt[1],

Zur Stunde jezt schwächt sie ein schändlicher Knecht.“

     Das krachte dem Alten ins dumpfe Gehör.
Er liebte die einzige Tochter so sehr.
Er hielt sie wol höher, als Zepter und Kron’,

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Und höher, als seinen helstralenden Thron.


     Wild raste der Fürst von Burgund sich empor:
„Das leugst du, Verräter, das leugst du mir vor!
Dein Blut mir’s entgelte! das trinke Burgund!
Wo mich belogen dein giftiger Mund.“

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     „Hier stell’ ich, o Alter, zum Pfande mich dar.

Auf! Eile! So findet’s dein Auge noch wahr.
Mein Blut dir’s entgelte! das trinke Burgund!
Wo dich belogen mein redlicher Mund.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. schwächen, = schänden, entehren (vgl. Grimm)
Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/278&oldid=- (Version vom 1.8.2018)