Seite:Heft09VereinGeschichteDresden1889.pdf/11

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

am Ausgange der Gasse der heiligen Jungfrau, platae beatae virginis, der heutigen Frauenstraße, gelegen.

Wie schon die Lage des Frauenthores erkennen läßt, hatte die innere von Mauer und Graben umschlossene Stadt auf der Nord- und Ostseite bei weitem nicht die Ausdehnung, welche ihr späterhin durch die im 16. Jahrhundert von Herzog Georg und seinen Nachfolgern unternommene Erweiterung ihres Befestigungsgürtels gegeben wurde. Denn vor jener Erweiterung zog sich die Ringmauer vom Frauenthore aus in südöstlicher Richtung nach dem Kreuzthore und in nordwestlicher Richtung nach der Gegend des heutigen Georgenthores zu. Es lag mithin der Flächenraum, auf welchem heutzutage die Moritzstraße, der Neumarkt, die Augustusstraße nebst allen Straßen und Plänen zwischen diesen Stadtteilen und der Elbe gelegen sind, noch vor der Stadt, oder, wie die Urkunden sich öfter ausdrücken, „ußwendig der mueren“.

Diesem Terrain schloss sich im Osten der von der heutigen Pirnaischen Vorstadt eingenommene Flächenraum an, unmittelbar und ohne irgend welche Scheidung, wie solche späterhin durch die beide Terrains von einander trennende Festungsmauer eintrat und wie wir sie seit Abtragung der letzteren in dem Pirnaischen Platz und der Maximilians- und Moritz-Allee vor uns sehen.

Beide Terrains bildeten somit ein Ganzes, ein zusammenhängendes vorstädtisches Territorium, und als solches hat man sie bei der Geschichte unserer Vorstadt bis zu der Zeit herab ins Auge zu fassen, wo sie durch die erwähnte Festungserweiterung dergestalt zerrissen wurde, daß ein Teil – das ersterwähnte, dem Frauenthor zunächst gelegene Terrain – in die Befestigung der inneren Stadt einbezogen und dadurch der letzteren einverleibt ward, der andere aber, das Terrain unserer Vorstadt, außerhalb der neuen Befestigungslinie liegen und somit vorstädtisches Territorium verblieb.

Vorzugsweise nun hat die älteste Geschichte unserer Vorstadt den Blick gerade auf jenes später zur Stadt gekommene Terrain zu richten. Denn, wie angenommen werden darf, hat der auf der hier fraglichen Seite der Stadt entstandene vorstädtische Anbau auf dem der Stadt zunächst gelegenen Flächenraum seine Anfänge genommen und ist von dort aus, bei seinem Vorschreiten nach Osten,