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gelegen war, offenbar ein zu Ansiedelungen wenig einladendes Terrain.

Treten wir nun demjenigen näher, was uns die Urkunden der ersten beiden Jahrhunderte unserer Ortsgeschichte über die Bebauung der Gegend vor dem Frauenthore berichten.

Da sind es denn zunächst zwei durch ihre religiöse und humanitäre Bedeutung hervorragende Gebäude, deren schon in jener Zeit gedacht wird, die Frauenkirche und das Hospital.

„Unserer lieben Frauen Kirche“ – ecclesia beatae Mariae virginis – nach welcher ohne Zweifel das Frauenthor und die Frauengasse benannt worden, stand ziemlich auf derselben Stelle, welche unsere heutige Frauenkirche einnimmt. Über die Zeit ihrer Erbauung hat man keine beglaubigte Nachricht. Da ebensowenig historisch nachweislich ist, wie lange die Stadt selbst bestanden habe, bevor sie ihre erstmalige Erwähnung durch die im Eingange meines Vortrages angeführten Urkunden fand, so stellt sich von selbst die Unmöglichkeit heraus, zu bestimmen, ob die Kirche schon vor oder erst nach Gründung der Stadt errichtet worden ist. In diesem Dunkel suchen wir auch vergebens nach Lösung der Frage, aus welchem Grunde wohl die Kirche, obgleich die Hauptkirche oder, um mit den Urkunden zu sprechen, die ecclesia parochialis et Matrix – Parochial- und Mutterkirche der Stadt –, dennoch ihren Platz außerhalb der Stadt erhalten habe, ein Fall, der in der Geschichte der alten deutschen Städte ziemlich vereinzelt steht.[1]

Hiernächst das „Hospital“ anlangend, so lag solches juxta Dresden apud ecclesiam beatae virginis – neben Dresden, bei der Frauenkirche. Die Urkunden lassen uns in demselben das von Markgraf Heinrich dem Erlauchten gestiftete Hospital erkennen, späterhin nach dem heiligen Maternus, dem in der dortigen Kapelle


  1. Nach O. Richter, Verfassungsgeschichte Dresdens, S. 3, zwingt die Lage der Frauenkirche als städtischer Pfarrkirche außerhalb der Stadtmauern zu der Annahme, daß diese Kirche älter als die Stadt gewesen und daß die Bodenverhältnisse es verhindert haben, sie und ihre Umgebung in die Mauern mit einzuschließen. Derselbe hat auch nachgewiesen, daß die Gegend um die Frauenkirche ebenso wie der rechtselbische Ortsteil ursprünglich den Namen Altendresden geführt hat.
    D.H.