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Qualität dieser Häuser (Kanzleischriftsässigkeit) findet sich mit Beziehung auf das erwähnte Einsiedelsche Haus folgende Erläuterung des vormaligen Kammerkollegiums: Das Einsiedelsche Haus auf der kleinen Brüdergasse ist ein freies Haus, in welches ohne permission des Besitzers keine Gerichte von der Stadt, wenn ein Delinquent sich herein flüchtet, sich begeben und solchen herausnehmen dürfen und muß solches durch das Amt auf churfürstlichen Befehl geschehen, ist also der Botmäßigkeit des Rates in allem gänzlich entzogen und darf die praestationes gleich anderen Häusern nicht thun, weder Zug noch Wache verrichten. Ist Canzleilehn und muß der Besitzer die Lehn über selbiges von Fall zu Falle immediate von der churfürstlichen Landesregierung selbst und in Person empfahen und bekommt derselbe unter des serenissimi eigenhändiger Unterschrift und Kursecret in forma consueta einen Lehnbrief, worin keine andere Abentrichtung, als die gewöhnlichen Landsteuern zu geben, enthalten sind. Ist also wie ein Rittergut in seiner Qualität beschaffen.[1]

Es bedarf ferner der Erwähnung, daß noch ein Bild vorhanden ist, welches das Aussehen desjenigen Stadtteiles, worin sich das Burglehn befand, im Jahre 1555 darstellt. Dies ist eine Federzeichnung in den Akten des Finanzarchives: Die ao. 1555 vorgewesene Erhandlung des neuen Gewandhauses auf dem Neumarkte in Dresden zu einem Zeughause. Im Hintergrunde dieses Bildes befindet sich die Barfüßerkirche nebst daran gebautem Kloster, an letzteres stößt der Klostergarten und an diesen, durch einige Wirtschaftsgebäude getrennt, der Hofgarten, an dessen Ende man einen Teil des alten Schlosses erblickt. Im Vordergrunde befinden sich am Ausgange der kleinen Brüdergasse das Burglehnhaus von Antonius Schönberg und von diesem nach rechts das Polenzische, bei welchem der Taschenberg aufhört und an die Gasse am Mönchsgarten anstößt.[2]

Auf die einzelnen Burglehnhäuser übergehend beginnen wir mit dem an der Ecke der großen Brüdergasse gelegenen


  1. Fin.-Arch. Rep. XXII. Dresden nr. 90.
  2. Ebendas. nr. 4. Eine Kopie dieser Federzeichnung befindet sich in der Sammlung des Vereins.