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Augustiner Bruder aus Herzberg nach Bautzen gekommen, hatte in der dasigen Pfarrkirche Beichte gehört, Messe gelesen und dann nebst einem mitgebrachten Laienbruder „in der Stadt und auf dem Lande das Almosen gesammelt“. Als gegen Ende des 15. Jahrh. Kurfürst Friedrich der Weise eifrig bemüht war, daß die Augustiner zunächst in seinen Landen „reformiert“, d. h. zu der alten, strengen Observanz des Ordens zurückgeführt werden möchten,[1] schrieb er (19. Jan. 1491) von Torgau aus an den Rat zu Bautzen. Da er das Kloster zu Herzberg wegen seines „ungöttlichen, verdächtigen und unordentlichen Wesens“ mit päpstlicher Erlaubnis durch den sächsischen Ordensprovinzial Heinrich Schale [„Schallen“] mit reformierten Brüdern habe besetzen lassen, so möge der Rat das von der Bautzner Terminei zu gebende „Deputat“ nicht mehr durch den abgesetzten Terminarius einnehmen lassen „den reformierten Brüdern zum Schaden“.

Da hatte ganz unerwarteter Weise das „gemeine Kapitel“ des Ordens (1504 zu Nürnberg) beschlossen, diese Terminei zu Bautzen, weil von Herzberg gar zu weit abgelegen, dem viel näheren Augustinerkloster zu Altdresden zu überweisen und das Kloster zu Herzberg durch die Terminei in Mühlberg zu entschädigen. Hiermit aber wollte man sich weder in Bautzen noch in Herzberg einverstanden erklären.

Die Vorliebe, welche in früheren Jahrhunderten die Städte allenthalben gerade für die volkstümlichen Bettelmönche an den Tag gelegt hatten, war im 16. Jahrhundert, und zwar schon vor der Reformation Luthers, in der Oberlausitz längst erloschen. Der streng konservative und bis an seinen Tod gut katholisch gebliebene Görlitzer Stadtschreiber Johann Haß erzählt in seinen Stadtannalen,[2] wie im Jahre 1500 ebenfalls von dem Kloster zu Altdresdcn zwei Brüder nach Görlitz gekommen seien und bei dem Rate nachgesucht hätten, daselbst eine Terminei aufrichten zu dürfen, wie man ihnen aber dies abgeschlagen habe, da das Kloster zu Altdresden „wohl versorget [sei], wie denn vor Augen“, und da man in der Stadt Görlitz schon die dasigen Franziskaner müsse


  1. Kolde, Die deutsche Augustiner-Kongregation u. Johann v. Staupitz, S. 142.
  2. N script. rer. Lusat. III. 264.