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ihr Haus also leer gestanden habe. Der Rat aber wünschte darüber sich Klarheit zu verschaffen, von wem dasselbe denn einstmals dem Kloster zu Herzberg überlassen worden sei, und wer, ob Rat oder Landvogt, berechtigt sei, wenn es nicht mehr für den stiftungsmäßigen Zweck gebraucht werde, dasselbe wieder an sich zu nehmen. Darum erbat sich der Rat durch „Gesandte“ bei dem Kloster zu Altdresden Auskunft über jenes Haus, d. h. jedenfalls einen urkundlichen Nachweis, wie es einst an die Mönche zu Herzberg gekommen sei. Der Dresdner Konvent schrieb darauf (14. Febr. 1535) an den Rat, er sei von dem Bruder Burkard, Schweitzer genannt, in Herzberg „berichtet“ worden, daß derselbe „in dem deposito“ zu Herzberg noch einen Brief über die einstige Erwerbung des Hauses gesehen habe. Daraus schickte der Rat einen Abgeordneten (Valentin Locke) nach Herzberg an den dortigen Rat mit der Bitte, diesen noch daselbst lebenden Burkard Rotschuch,[1] ehemaligen Prior des dortigen Klosters, vor sich bescheiden und gerichtliches Zeugnis ablegen zu lassen, was er über die einstige Erwerbung des Bautzner Terminierhauses wisse. Derselbe sagte nun an Ratsstelle nicht nur dasjenige aus, was wir schon oben (S. 72) über den Übergang der Bautzner Terminei an die Brüder zu Altdresden berichtet haben, sondern fügte auch noch folgendes hinzu. Der letzte Herzberger Terminarius in Bautzen, Laurentius Vogel, habe alle „Briefe, die Ankunft der Terminei und das Wohnhaus in Bautzen belangend, bei sich in Verwaltung gehabt“ und dieselben, als er aus Unmuth über die Übertragung an die Dresdner Augustiner das Kloster verlassen und sich weggewendet, mit sich genommen. Wohin aber, „und wo sie etwa heutigen Tages noch verhalten“, sei dem Zeugen unbekannt. Wohl aber habe er, Burkard Rotschuch, bei Bruder Laurentius einen solchen Brief des Rates zu Bautzen oft gesehen und selbst gelesen, an welchem ein Siegel mit zwei Türmen gehangen[2] und


  1. Burkard Schweitzer wird schon 1504 als „Prokurator“ des Klosters aufgeführt; er stammte jedenfalls aus der Schweiz, hieß aber mit seinem Familiennamen Rotschuch.
  2. Die ältesten Bautzner Stadtsiegel enthielten in der That sämtlich über Zinnenmauern zwei Thürme. Vgl. Ermisch, N. Arch. f. sächs. Gesch. III. 112 flg.