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und von Sarauw behauptet, mit Hilfe Pfingstens bisher ein falsches Spiel gespielt hätte, dann würde er es unbedingt vermieden haben, Karl XII. unter die Augen zu treten, dann würde er gewiß eher versucht haben, durch Vermittelung eines gewiegten Diplomaten, wie z. B. Flemming einer war, Verhandlungen anzuknüpfen, in deren Verlauf vielleicht noch einige Abänderungen des Friedensvertrages zu erreichen gewesen wären. In diesem Falle aber lag es viel näher, wenn er den Rat seiner Umgebung befolgte, nicht nach Sachsen zurückkehrte, sondern im Falle einer Verweigerung Karls zu einer Unterredung an der Grenze sich wieder nach Krakau begab und nun das Äußerste wagte, nämlich mit Hilfe der Russen und der ihm treu gebliebenen Polen seine Erblande wieder zu erobern.

Über die erste Begegnung der beiden Könige werden wir durch eine Zeitungsnachricht[1] aus jener Zeit unterrichtet, welche also lautet:

„Extrakt-Schreiben aus dem Königl. Schwedischen Haupt-Quartier Alt-Ranstadt am 7. (17.) Dezember 1706. Nunmehro werden sich die Ungläubigen schämen müssen, absonderlich wann ihnen diese Zeitung zu Ohren kommen wird. Und muß ich meinen Herrn in grössester Eile berichten, was heute bey uns passiret, und, weiln allem selbst beygewohnet, und alles selbst mit angesehen, desto mehr glaubwürdig ist. Als nun der König Augustus diesen Morgen den König von Schweden ohne Zweifel durch iemand wissen lassen, daß er in Leipzig arriviret, und einen Ort dazu destiniret, da die beyden Könige einander begegnen solten, wurde solches gleichwohl allhier dermassen secretiret, daß es nicht ein einiger Mensch erfahren. Diesen Vormittag um 11 Uhr ritte der König von Schweden, so sehr freudig von Gemüte war, aus dero Haupt-Quartier, welchen einige Kavalliers begleiteten, wendete sich aber gegen Mark-Ranstadt, da denn mir ahndete, als würde derselbe dem Könige Augusto entgegen reuthen, darum ich mir geschwind mein Pferd satteln ließ, sogleich nachreuthen zu können. Als ich aber in Mark-Ranstadt arrivirte, erfuhr ich, wie sich der König von Schweden gewendet, und dadurch nach der Leipziger Straße zu, aber alle solche Wege quer durch und im Felde weggeritten. Um 12 Uhr kam Er wieder ins Hauptquartier zur Tafel, ich aber blieb aufm Felde, da ich kaum eine halbe Stunde hernach von weiten


  1. Ratsarchiv. Die besorgende Einrückung etc. G. XXXII. 124a. Vol. I.