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„Dresden, den 15. Dezember 1706. Heute Abend nach 8 Uhr langte Ihro Königl. Maj. unser allergnädigster Herr allhier glücklich an, sind zum schwarzen Thor über Altdresden herein und ins Schloß gefahren und nachdem sie frühmorgens am Donnerstag bei Lichte die Befestigungswerke besehen, sind sie dann in aller Frühe von hier wieder weggegangen und wie man sagt nach Leipzig. Die Thore wurden bis nach 10 Uhr zugehalten, damit dero Ankunft und Wiederabreise nicht eklatiren sollte.“

So lautet eine auf der Königl. Öffentlichen Bibliothek[1] vorhandene schriftliche Aufzeichnung aus jener Zeit; ergänzt wird sie noch durch eine Bemerkung im Schreibkalender des Oberhofmarschallamtes, nach welcher der König am 16. Dezember um 7 Uhr früh mit dem Oberhofmarschall Grafen Pflug nach Leipzig abgereist ist. Freitag den 17. Dezember fand darauf die erste Zusammenkunft mit Karl XII. statt.

Am 12. Dezember war die früher berichtete Konferenz in Tamitz in Schlesien abgehalten worden. König August hatte den Rat seiner Umgebung, eine Unterredung mit dem König von Schweden an der Grenze abzuwarten, nicht befolgt, sondern war in großer Eile, in 2 Tagen, von dort nach Dresden gefahren, hatte sich dort während des kurzen Aufenthaltes von 11 Stunden davon überzeugt, wie die von ihm seit Monaten anbefohlene Befestigung von Dresden ausgeführt worden sei, und war am dritten Tage nach Leipzig weitergereist, um bereits am vierten Tage nach der wichtigen Konferenz persönlich mit Karl XII. eine Aussprache zu haben. Hierin dürfte wohl eine Bestätigung meiner früher ausgesprochenen Vermutung zu finden sein, daß der König erst in Tamitz bestimmt davon unterrichtet worden war, daß der Friede endgiltig abgeschlossen sei, und zwar auf eine Weise, welche seinen Absichten und seinen an Pfingsten erteilten Instruktionen nicht entsprach, daß er daher, nachdem er einmal dies erfahren hatte, die größte Eile hatte, in einer mündlichen Auseinandersetzung mit dem Sieger so viel zu retten, als noch zu retten möglich schien. Man wird aber auch nicht fehlgreifen, wenn man in dieser Eile ein Zeichen für König Augusts gutes Gewissen erblickt. Hätte er ein schlechtes Gewissen gehabt, und das mußte er haben, wenn er wirklich, wie Danielson andeutet


  1. Manuskr. Q. 121.