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Schlesien die volle Wahrheit erfahren hatte, können wir uns die Schnelligkeit seiner Reise nach Leipzig und sein Verlangen nach einer persönlichen Aussprache mit Karl XII. erklären. Wir dürfen aber auch ferner, obwohl dies nicht erwiesen ist, annehmen, daß Pfingsten dasjenige, was er in seinem Briefe vom 18. September aus Grimma an Friesen geschrieben, auch dem Könige bei seiner Begegnung zwischen dem 15. und 20. Oktober in Petrikow mitgeteilt hatte, nämlich, daß man eine Milderung der harten Bedingungen erlangen werde, wenn man auf die Generosität des Königs Karl vertrauen wollte. Jedenfalls auf diese Versicherung bauend hatte August schon während seiner Durchreise durch Dresden am 15. Dezember Befehl zur Freilassung der seit längerer Zeit auf dem Königstein inhaftirten Prinzen Jacob und Constantin Sobieski erteilt, welche auch schon am 17. Dezember in Dresden eintrafen und, wie der Schreibkalender des Hofes angiebt, „auf dem Stalle logirt und vom Hofe traktirt wurden“ („auf dem Stalle“ befanden sich die Fremdenzimmer des königlichen Schlosses). Am 17. Dezember hatte er von Leipzig aus dem Feldzeugmeister Grafen Zinzendorf Befehl erteilt[1], die im Hauptzeughause in Dresden befindlichen, dem Könige von Schweden gehörigen und seinen Truppen im bisherigen Kriege abgenommenen Trophäen, als Standarten, Fahnen, Pauken und dergleichen zu sammeln und an den in der Nähe Dresdens stehenden General Meierfeld abzugeben. Nach der vorhandenen Quittung waren es 8 Standarten, 5 Dragonerfahnen und 3 Paar Pauken. Ebenso hatte er unter dem 22. Dezember aus Leipzig[2] dem noch in Polen stehenden Generalfeldmarschall von Ogilvy den Befehl zukommen lassen, alle in der Schlacht von Kalisch den Schweden abgenommenen, zur Feldkriegs-Kanzlei gehörigen Briefschaften und Schriften zusammengepackt und wohlverwahrt nach Leipzig zu schicken, damit sie dort den Schweden übergeben werden könnten. Die dort gemachten Trophäen waren bereits früher dem General Mardefeld, als er aus der Gefangenschaft entlassen wurde, übergeben worden.

Wenn August hoffte, durch dieses rasche Gewähren einiger unwesentlicher Bedingungen des Friedens den Sinn des Königs Karl milder zu stimmen, so täuschte er sich, denn Karl bestand auf seinem


  1. HStA Der zwischen Polen und Schweden geschlossene Friede Loc. 3541. Vol. I.
  2. Ebenda.