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Schein, er wollte sämtliche Bedingungen erfüllt haben. Das nächste war daher eine Verkündung des Friedens von allen Kanzeln des Landes, die am 1. Januar 1707 erfolgte, und in Verbindung hiermit eine kirchliche Feier, welche schon im November von den Schweden gefordert, von Imhoff aber mit Rücksicht auf die Abwesenheit des Königs hintertrieben worden war. Dieser Verkündung im ganzen Lande folgte aber ein zweiter sehr wichtiger Schritt, der von allen sächsischen Gesandten schon lange sehnsüchtig erwartet worden war und dessen Unterlassung Schwierigkeiten bereitet hatte. Am 3. Januar 1707[1] wurde an alle Gesandten und Residenten, zur Mitteilung an die Höfe, bei denen sie beglaubigt waren, eine Notififation geschickt, daß der Friede abgeschlossen sei, begleitet von einem gedruckten, in lateinischer Sprache abgefaßten Friedensvertrag nebst einer deutschen Übersetzung desselben. Ebenso wurde am 20. Januar 1707 ein am 27. Dezember abgefaßtes Schreiben an den Kaiser gesendet, in welchem er vom König August gebeten wurde, die Garantie des Friedens von Altranstädt zu übernehmen[2]. Eine Antwort des Kaisers hierauf vom 18. Februar besagt: Bevor der Kaiser die Garantie übernehmen könnte, müßte er erst mit seinen Alliirten, England und Holland, verhandeln, hoffe aber, daß auch diese sich sehr bald zu einer Garantie bereit erklären würden, wenn sich der König auch an sie wenden wollte. An beide Staaten war gleichzeitig ein dementsprechendes Schreiben abgegangen. Am 19. Januar aber unterschrieb der König August ein Manifest dahin lautend, daß alle Briefe, Instruktionen und Mandate, welche nach dem in Altranstädt geschlossenen Frieden in seinem Namen, als König von Polen, publizirt seien und dem angeregten Frieden zuwiderliefen, für null und nichtig erklärt wurden[3]. Der Erlaß dieses Manifestes ist von verschiedenen Seiten so ausgelegt worden, als wenn der König gezwungen worden wäre, nochmals den Frieden eigenhändig zu unterschreiben.

Zur Beurteilung der ferneren Handlungsweise Augusts müssen wir uns immer wieder die Art vergegenwärtigen, wie der Friede zustande gekommen war. Man wird sich erinnern, daß die Denkschrift vom 15. August 1706 über die politische Lage Sachsens, welche man ihm in Nowogrodeck überreichte, den Anlaß gegeben hatte


  1. Ebenda. Vol. II.
  2. Ebenda. Vol. I.
  3. Ebenda.