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zu seinem Entschluß, Friedensverhandlungen anzuknüpfen. Aus den Friedensverhandlungen war aber gegen seinen Willen der Friede hervorgegangen. Ebenso hatte er sich durch die genannte Denkschrift veranlaßt gesehen, zu versprechen, er wolle unter der Bedingung, daß der König von Schweden von einer Invasion in Sachsen absähe und dieses Land von den Drangsalen des Krieges verschont bliebe, auf die Krone von Polen verzichten. Die schwedische Invasion war trotzdem erfolgt, dem Lande waren die Drangsale des Krieges nicht erspart worden, das Opfer der Thronentsagung war daher nutzlos gebracht. Endlich aber war sein Entschluß, dem Drängen seiner Geheimen Räte nachzugeben, noch durch den einen Punkt in der genannten Denkschrift zur Reife gediehen, worin ihm Aussicht gemacht wurde, daß mit der Zeit Umstände eintreten könnten, unter denen er doch die Krone von Polen wieder erlangen könnte. Man wird es daher begreiflich finden, daß er nun, wenn er auch den Frieden anerkannt hatte, seine Gedanken darauf richtete, denselben wieder zu brechen, sobald sich eine günstige Gelegenheit hierfür böte. Wir brauchen nicht bis zu den punischen oder den Perserkriegen im Altertum zurückzugehen, um Beispiele dafür zu finden, daß der unterliegende Teil einen Frieden nur mit der bestimmten Absicht schließt, ihn, sobald sich die Gelegenheit bietet, wieder zu brechen, – die neuere und neueste Zeit liefert hierfür genügende Beispiele. Zur Erreichung dieses Zieles wäre es nun jedenfalls das zweckmäßigste gewesen, wenn man rücksichtslos alle Friedensbedingungen so schnell als möglich erfüllte und dadurch die Schweden dazu brachte, das Land zu verlassen. Dann konnten die Rüstungen zu einem neuen Kriege sofort in Angriff genommen werden. Alle Bedingungen zu erfüllen hatte aber, wenn man an eine Wiedereroberung Polens dachte, seine großen Schwierigkeiten. Der neue, von Karl XII. eingesetzte König von Polen hatte eine starke Partei hinter sich, ein zweiter Teil der Polen wollte weder von Stanislaus noch von August etwas wissen, es blieb daher nur vielleicht der dritte Teil der Polen übrig, auf welchen man rechnen konnte, wenn man damit umging, sich der Krone Polens wieder zu bemächtigen. Die Frage lag nun sehr nahe, ob die dem Könige August gegenwärtig noch ergebene Partei ihm auch dann noch treu bleiben und ihn unterstützen würde, wenn er feierlichst der Krone von Polen entsagte und die Kroninsignien an Stanislaus, wie es der Frieden verlangte,