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fast annehmen, daß ihm das Urteil des Schöppenstuhles von Leipzig vom 20. Dezember 1710 gar nicht bekannt gegeben worden ist, denn schon damals hatte der König „die allergnädigste Resolution“ gegeben, daß er nicht hingerichtet, sondern zu lebenslänglicher Haft begnadigt wurde. Aber auch die Entscheidungsgründe dieses Urteils scheinen ihm nicht mitgeteilt worden zu sein, denn er schreibt „– ohngeachtet mir nicht unbekannt gewesen, was vor ein Bädchen mir gewisse Leute präparirt gehabt“ – und weiter unten: „wofern – derjenige aber, der mich so grausamlich ohne Raison und aus bloßem Privataffekt verfolget und mich um Ehre und Reputation, Leib, Leben und Freiheit zu bringen getrachtet, in Kredit verbleiben sollte“. – Er scheint demnach anzunehmen, daß er seine Haft lediglich der Verfolgung durch einen Feind zu verdanken hat – vielleicht Flemming, der sich allerdings in der Konferenz in Tamitz am 12. Dezember 1706 nicht als sein Freund zeigte – und daß der König selber ohnmächtig gegen diesen Feind sei, denn er schreibt ferner: „wie wenig dieselbe (des Königs Majestät), so gern Sie sonst auch gewollt, vermögend gewesen, mir einiges Soulagement widerfahren zu lassen“. – Als Grund, warum man ihn jetzt in Freiheit setzen könnte, führte er an, daß „die gegenwärtigen Konjunkturen seiner Freilassung nicht mehr entgegenstehen“.

Der Hauptsatz, auf den sich Danielson bezieht, den er aber leider nur unvollständig wiedergegeben hat, lautet: „Ew. Königl. Majestät aber werden mir allergnädigst erlauben, nur kürzlich anitzo allerunterthänigst zu repräsentiren, wie deroselben am besten bekannt, in was vor einer gefährlichen Situation sich dero Affaires befunden, als ich in dero Dienste getreten und mit was vor Mühe, Arbeit und Sorge ich darauf, so lange ich die hohe Gnade gehabt, um dero hohe Person zu sein, accablirt gewesen, wie der totale Ruin, so Ew. Königl. Maj. und Dero Erblanden bevorgestanden, durch kein anderes Mittel als den Frieden hat evitirt und die Krone behauptet werden können; mit was für Promptitude und Treue ich mich zur Salvirung dero hohen Reputation resolviret, Alles über mich zu nehmen und mich eine Zeit lang vor Ew. Königl. Maj. zu sakrifiziren; ferner mit was vor constance ich die Königl. Schwedischen und noch andere mir offerirte hohe Protektion ausgeschlagen, ohngeachtet mir nicht unbekannt gewesen, was vor ein Bädchen mir gewisse Leute präparirt gehabt“.