Seite:Heft15VereinGeschichteDresden1901.pdf/117

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Er weist also zunächst darauf hin, daß es kein anderes Mittel gegeben habe, den Ruin des Königs und der Erblande zu verhindern, als einen Friedensschluß, daß also demnach seine und der Geheimen Räte Ansicht, auf welche wir schon früher hingewiesen haben und die auch für seine und der Geheimen Räte Entschlüsse seit der Katastrophe von Fraustadt allein maßgebend gewesen ist – nämlich Frieden um jeden Preis zu schließen, – die einzig richtige gewesen ist. – Worin besteht nun das, was er alles über sich genommen hat? – Er hat über sich genommen: nach seiner Rückkehr aus Petrikow nicht erst über die von dem Könige aufgesetzten Bemerkungen zu verhandeln, sondern sofort die Ratifikation des Friedens vorzunehmen, er hat also den Frieden auf eigene Verantwortung geschlossen. Er hat dies zwar gegen den Willen des Königs, aber in der festen Überzeugung gethan, daß er nur dadurch den König und seine Erblande retten könne, darin bestand seine Aufopferung; er hat sich „eine Zeit lang“ für Se. Majestät den König „sacrificirt“, d. h. so lange bis dieser den Frieden selber anerkannt hat.

Es möge noch an zwei Momente erinnert werden, welche oben bereits erwähnt sind und von Sarauw, wenn er sie gekannt hätte, zu gunsten seiner Auffassung hätten verwendet werden können.

Das erste ist der Brief Imhoffs an Friesen aus Leipzig vom 5. November 1706, in welchem er mitteilt, daß ein Kurier vom König mit Briefen angekommen ist, die an Pfingsten persönlich zu übergeben sind; da aber dieser momentan nicht anwesend ist, hat es Imhoff nicht gewagt, die Briefe zu öffnen und kann daher über deren Inhalt nichts an Friesen berichten. Man könnte hieraus schließen, daß auf Grund einer in Petrikow getroffenen Verabredung ein geheimer Briefwechsel zwischen dem König und Pfingsten stattgefunden hat.

Das zweite Moment ist die Äußerung Flemmings in seinem Berichte vom 21. Dezember 1707 über den in Tamitz bei ihm entstandenen Zweifel, welchen er auch an Hoym mitgeteilt hat: „und entstund darauf bei mir ein Zweifel, ob vielleicht Königl. Maj. dennoch nicht mit Pfingsten d’accord wären und daß wir in Allem der Sachen nicht sollten kund werden?“ – Demnach hätte schon damals Flemming dieselbe Ansicht gehabt, welche Sarauw ausspricht, von der er aber, wie er selber zugiebt, im weiteren Verlauf der Verhandlungen vom 12. Dezember 1706 wieder abgekommen ist.