Seite:Heft15VereinGeschichteDresden1901.pdf/119

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Am selben Tage schrieb er an den Gesandten von Gersdorf im Haag, daß sich der Abmarsch der Schweden aus dem Lande nur deshalb verzögere, weil er noch immer den Titel als König von Polen führe. Zwei Tage darauf erging dann auch an die Geheimen Räte eine Verordnung, daß in allen von ihm auszustellenden Erlassen die Bezeichnung als König von Polen wegzulassen sei.

Die Manneszucht im schwedischen Heere war eine ungemein strenge, und wir dürfen nicht als übertrieben ansehen, was ein schwedischer Offizier in damaliger Zeit an einen Freund in Wien schreibt[1]: „Die Disziplin ist bei uns äußerst streng, keine Plackereien, Bedrückungen, sie mögen Namen haben, wie sie wollen, werden geduldet, jeder Exzeß wird hart gestraft und monatlich muß die Einquartierung von ihren Wirthen ein Zeugniß ihres Wohlverhaltens an die Behörde liefern, und ist dieses nicht günstig für sie, oder bringt selbige gar keins bei, so büßt sie ihren Sold ein. Außerdem gehen noch Aufseher umher, welche sich genau erkundigen müssen, ob der Soldat irgendwie Unfug gestiftet hat, damit der Beleidiger (sic!) sogleich entschädigt und der Übertreter zur gebührenden Strafe gezogen werden könne“.

Was in diesem Briefe steht, wird sächsischerseits bestätigt durch eine Nachricht[2], welche besagt, daß fortwährend durch schwedische Kommissare Untersuchungen vorgenommen worden wären, um Exzessen der schwedischen Truppen vorzubeugen, und daß sächsische Räte und Amtshauptleute diesen Untersuchungen stets beizuwohnen hatten.

Trotz der bei der schwedischen Armee herrschenden großen Ordnung sehnten sich alle Bewohner Sachsens, und der König August nicht am wenigsten, danach, die ungebetenen Gäste so bald als möglich los zu werden. Jede auf einen baldigen Abmarsch der Schweden aus dem Lande deutende Nachricht wurde daher schleunigst verbreitet und namentlich in Dresden freudig begrüßt. Nachdem hier wieder einmal eine darauf bezügliche Nachricht eingelaufen war, schrieb der König an den Statthalter und die Geheimen Räte unter dem 10. Juni 1707[3]: „Nachdem zuverlässiger Bericht angelangt,


  1. Vertraute Briefe eines schwedischen Offiziers an seinen Freund in Wien. Geschrieben in den Jahren 1698 bis 1740. Übersetzt ins Deutsche von Gräve. Görlitz 1811.
  2. HStA Der zwischen Polen und Schweden geschlossene Friede Loc. 3541. Vol. III.
  3. Ebenda.