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Wie aber die Vertretungen der Städte, so klagten die Einwohner in diesen Städten, hauptsächlich in Dresden, über die Einquartierung. War nun schon eine Einquartierung von 8 Bataillonen für eine Stadt wie Dresden in damaliger Zeit allerdings eine ziemlich bedeutende, so wurde sie noch empfindlicher für die Bewohner durch die Länge der Zeit und dadurch, daß mit den Soldaten deren Frauen und Kinder untergebracht werden mußten. So klagt unter anderem die Vorstadtgemeinde Poppitz in Dresden, daß sich bei den 8 daselbst einquartierten Kompagnien – in einer Stärke von ca. 600 Mann – nicht weniger als 112 Soldatenfrauen und 50 bis 60 Kinder befänden[1].

Rührend aber klingt die Klage eines Diakonus von der Annenkirche, namens Fleck, er hätte wegen des großen Lärmes, den die Einquartierung in dem Hause, wo er wohnte, gemacht habe, nicht mehr arbeiten können; deshalb habe er sich, um Ruhe zu haben, ein eigenes kleines Häuschen vor dem Thore draußen gekauft. Aber ehe er noch „seine Glückseligkeit“ darin habe genießen können, habe man ihm als Einquartierung einen Offizier hineingelegt, so daß er nun wieder gestört sei. Er bittet daher dringend um Abstellung dieses Übelstandes[2].

Das öffentliche Leben in Dresden, der Residenzstadt, drehte sich in der Hauptsache um den Hof. Viele Adelige des Landes, welche Hofämter bekleideten, bewohnten eigene Palais oder auch einfachere Häuser, bildeten aber mit ihrer zahlreichen Dienerschaft meistens wieder einen kleinen Hofstaat für sich. Dadurch jedoch, daß der König August seit vielen Jahren in Polen lebte, hatte das öffentliche Leben ein anderes Ansehen bekommen. Die Kurfürstin-Mutter und die Königin mit dem Kurprinzen führten ein ziemlich zurückgezogenes Leben. Als die Schweden ins Land eingefallen waren, hatten beide fürstlichen Damen mit dem Kurprinzen die Stadt verlassen und eine Menge andere vornehme Leute waren ebenfalls aufs Land oder in andere Städte verzogen, so daß es noch stiller geworden war. Am 15. Dezember 1706 war zwar der König aus Polen zurückgekehrt, hatte aber seine Reise bereits andern Tags nach Leipzig fortgesetzt und war bis gegen Ende März mit nur kurzen Unterbrechungen dort geblieben. Erst als er von dort wieder zurückkam und auch die Königin am 24. März aus Torgau und


  1. Ratsarchiv. Die besorgende Einrückung etc. G. XXXII. 124b.
  2. Ebenda.