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Sämtliche genannte Personen sind als von Oberau kommend eingeschrieben – man kann hieraus und aus dem Umstande, daß der König Karl abends beim Verlassen von Dresden vom König August bis Neudorf begleitet worden und dann nach Oberau wieder zurückgeritten ist, mit Bestimmtheit schließen, daß er nicht während der Marsches von der Spitze seiner Truppen plötzlich verschwunden ist. – Voltaire giebt nämlich an, er habe die Gewohnheit gehabt, auf dem Marsche stets 200 bis 300 Schritt vor seinen Garden vorauszureiten, und wäre an diesem Tage in der Nähe von Dresden plötzlich seiner Truppe aus den Augen verschwunden. In den „vertrauten Briefen“ [1] heißt es über diese Angelegenheit: „Rauden am 20. September 1707. – – Noch ein sonderbares Ereignis mit unsrem König muß ich dir von unsrem Marsche nach Dresden erzählen. Kurz vor dieser Stadt hatten wir den König aus den Augen verloren und zwei Stunden harrten wir seiner Rückkunft, so daß General Rheinschild, im Vorgefühl, daß man den König in Dresden widerrechtlich zurückhielte, bereits Pläne zu einer Belagerung dieser Stadt entwarf, als plötzlich der Längsterwartete erschien. Und wo glaubst du wohl, wo er gewesen sei, und was er gethan habe? – Nirgends anders als wirklich in Dresden, um sich bei dem Kurfürsten auf die höflichste, freundschaftlichste Art Abschied nehmend zu empfehlen!“ – Die schwedische Armee machte von der Gegend um Leipzig bis zur sächsisch-schlesischen Grenze nur sehr kleine Märsche. Sie brach frühzeitig aus dem Lager auf und bezog mittags schon wieder das neue Lager, in dessen Mitte stets das Zelt des Königs aufgeschlagen wurde, während die Herren seines Civilkabinetts in den nächsten bewohnten Ortschaften untergebracht wurden. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß der König schon gegen Mittag mit seiner Armee bei Oberau eingetroffen ist, dort das Lager aufgeschlagen hat und nachmittags, ohne mehr Leute, als gerade notwendig war, davon zu benachrichtigen, nach Dresden geritten ist, wo er nach einem Ritt von höchstens 2 Stunden, gegen 4 Uhr, eintraf.

Der Thorzettel berichtet aber weiter, daß sämtliche aus Oberau ankommende Schweden angegeben haben, sie wollten zu „Zimmermann“.


  1. Vertraute Briefe eines schwedischen Offiziers an seinen Freund in Wien. Geschrieben in den Jahren 1698 bis 1740. Görlitz 1811.