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welchen frühere Jahre nachgetragen sind, setzen dem noch hinzu, „von Dragonern und Infanterie sollten ganze Kompagnien, so vor schuldig erkannt worden, anfangs spielen, und der zehnte Mann aufgehenkt werden, aber auf Vorbitte der Geistlichen wurden endlich nur die Rechtschuldigen exekutirt etc.“.

Damit war endlich die widerliche Angelegenheit zu Ende gebracht, denn durch den Einfall des Königs von Schweden in das Land traten andere Begebenheiten in den Vordergrund.

Wie sich aber des Königs Interesse an seiner Armee dadurch bethätigt hatte, daß er zur Rettung ihrer Ehre die oben erwähnten Kriegsgerichte eingesetzt hatte, so war auch seine Fürsorge bei Zeiten den bei Fraustadt in Gefangenschaft geratenen Offizieren und Mannschaften gewidmet. Unter dem 4. März 1706 richtet er an Schulenburg ein Schreiben[1], in welchem er anfragt, ob er noch kein Verzeichnis der Gefangenen erhalten und ob er noch keine Schritte gethan habe, um diese vom General von Rheinschild gegen schwedische Gefangene auszuwechseln. General von Schulenburg scheint sich nicht übermäßig mit dieser Angelegenheit beeilt zu haben, vielleicht war ihm dies aber auch nicht möglich, denn erst am 17. Juni berichtet er an den König[2], daß er wegen Auswechselung der Gefangenen noch immer mit dem General von Rheinschild in Unterhandlung stehe. Eine Liste sei ihm zugegangen, er wolle aber zuerst die würdigsten und bedürftigsten auswechseln. General von Rheinschild habe ihm erst kürzlich unter dem 11. Juni geschrieben, daß er gern bereit sei, die bei ihm befindlichen gefangenen sächsischen Offiziere gegen schwedische auszutauschen, daß er aber solche, welche nicht in schwedischen Diensten ständen, nämlich polnische im Dienste Lesczinskys, nicht auswechseln werde. Demnächst sollten 9 Offiziere, 5 Feldwebel, 3 Sergeanten, 3 Korporale, 3 Gefreite, 3 Fouriere und 82 Gemeine, welche alle namentlich aufgeführt sind, ausgetauscht werden.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe von Fraustadt hatte die Landesregierung – also das Geheime Ratskollegium – da General von Schulenburg noch nicht ins Land zurückgekehrt war, dem Gouverneur von Dresden, Feldzeugmeister Grafen Zinzendorf,


  1. HStA Der polnisch-schwedische Krieg Loc. 3618. Vol. XLI.
  2. Ebenda. Vol. XLIV.