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Unterdessen hatte sich der König August doch entschlossen, Friedensverhandlungen anzuknüpfen. Der Geheimrat Baron von Imhoff und der Geh. Referendar Pfingsten waren als Kommissarien erwählt, diese Verhandlungen zu führen. Mit vieler Mühe war es denselben gelungen, endlich am 11. September in Bischofswerda zum Minister Piper zu gelangen und dann auch beim Könige Karl XII. eine Audienz zu erhalten. Beide Herren reisten von diesem Tage an beständig mit dem schwedischen Hauptquartier, verhandelten während des Marsches täglich mit den schwedischen Ministern, mitunter auch mit König Karl XII. selbst, und nahmen vom 20. September an ihr Quartier in Leipzig, von wo weiter über den Frieden verhandelt wurde.

Dem schwedischen Heere muß zur Ehre nachgesagt werden, daß der Marsch durch Sachsen in größter Ordnung stattfand, daß keine Exzesse vorkamen und allerwärts musterhafte Disziplin herrschte. Ein Augenzeuge, der Stadtschreiber Jentzsch aus Meißen, berichtet über den am 15. September daselbst erfolgten Einmarsch der schwedischen Infanterie[1]: „Als wir gegen 11 Uhr vor Meißen am Thor ankamen, marschirte just die schwedische Infanterie über die Brücke; alles war gute und junge Mannschaft mit bedecktem Gewehre, allein die Montirung taugt im Geringsten nichts und ist Fleck über Fleck bei den meisten Musketieren gesetzt. Ein Regiment blieb in Meißen von 20 Kompagnien, und jede Kompagnie stellte sich in eine Gasse und machte selbst Einquartierung, 6. 7. bis 10 Mann in ein Haus“ etc. Wenn anderen Orts Klagen erhoben wurden, so betraf es Kleinigkeiten, die in jedem Kriege, sogar heutigen Tages noch, ganz unvermeidlich sind.

Leipzig war die einzige Stadt außer Dresden, welche der König August in Verteidigungsstand zu setzen bereits am 1. März und nachher wiederholt befohlen hatte. Dieser Befehl war, wie verschiedene andere, in keiner Weise befolgt worden. Am 12. September schrieb Schulenburg, obgleich er noch am 4. September dem zum Kommandanten der Stadt ernannten Generalleutnant von Neitschütz die oben mitgeteilte Instruktion erteilt hatte, die Stadt unter keinen Umständen zu übergeben, an die Geheimen Räte, daß die Stadt nicht zu halten sei. Am 15. September aber hielt er in der Pleißenburg einen Kriegsrat mit dem Generalleutnant von Neitschütz,


  1. Ratsarchiv. Akta die besorgende Einrückung etc. G. XXXII. 124f. Vol. VI.