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dem General von Krosigk und dem Obersten Hopfgarten, über welchen sie ein Protokoll[1] aufnahmen, daß die Stadt nur durch die Bürger und einige Defensioner bewacht werden, die Truppen aber herausgezogen werden sollten. Der Geheimrat Baron von Imhoff schrieb ihm daher auch schon am 16. September aus dem Nachtquartier Zehren, er solle Leipzig räumen und sich mit dem Rückzuge beeilen, damit seine Truppen nicht in Gefangenschaft gerieten. Infolge dessen wurden die 3 dort stehenden Bataillone zu den auf dem Rückzuge nach Thüringen befindlichen Truppen beordert, der Kommandant Generalleutnant von Neitschütz aber begab sich nach Halle und schrieb am 22. September von dort an den König August[2]: Der König habe ihn zwar zum Kommandanten von Leipzig durch Ordre vom 5. August ernannt; da dies aber erst vor einem Monat geschehen wäre, so habe er in Ermangelung aller Verteidigungsmittel keine Anstalten zur Befestigung der Stadt treffen können. Am 16. September habe ihm aber der General von Schulenburg auch noch die 3 einzigen Bataillone seiner Besatzung weggenommen, so daß er und der Oberst Hopfgarten nur noch einige Defensioner unter ihren Befehlen gehabt hätten; diese und die Bürger hätten nicht die geringste Lust gezeigt, die Stadt zu verteidigen. Da dem Könige mit seiner Gefangennahme doch nicht gedient gewesen wäre, so hätte er die Flucht ergriffen und dem Rate die Schlüssel der Stadt ad interim übergeben.

Auch der General Flemming, der um diese Zeit eine Mission nach Hannover hatte, schrieb am 17. September[3] an den Oberhofmarschall Grafen Pflug und sprach sich in höchst mißbilligender Weise über Schulenburgs Handlungsweise aus. Anstatt das Land, wie es der König befohlen gehabt, in Verteidigungszustand zu setzen, habe er sich den ganzen Sommer über nur mit dem Kriegsgericht befaßt und das wesentlichste außer Auge gelassen. Gleichzeitig aber reicht er einen Bericht an den König ein, in dem er schreibt, der hannoversche Minister von Ohberg habe ihn darauf aufmerksam gemacht, daß Preußen alles daran setze, damit die Leipziger Messe, welche wegen Anwesenheit der Schweden vermutlich doch nicht abgehalten werden könne, nach Halle oder Berlin verlegt werde; man müsse


  1. HSTA Schulenburgs Schriften Loc. 3296.
  2. HStA Der polnisch-schwedische Krieg Loc. 3618. Vol. XLVI.
  3. Ebenda.