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nicht gedacht werden könne. Er kommt zu ganz anderen Schlußfolgerungen, welche indessen, da aus seinem Werke ein leidenschaftlicher Haß gegen Sachsen, insbesondere gegen die Person des Königs August spricht, mit großer Vorsicht aufzunehmen sind.

Danielson würde vielleicht an manchen Stellen zu einem anderen Urteil gelangt sein, wenn er Einblick in ein Aktenstück hätte nehmen können, von dessen Existenz ihm nichts bekannt sein konnte, da es sich in dem Freiherrlich von Friesenschen Privatarchiv in Rötha in Sachsen befindet. Es sind dies die Privatakten des damaligen Geh. Rates und Kanzlers Otto Heinrich Freiherrn von Friesen.

Dieses Aktenstück[1] reicht vom 1. September 1706 bis zum 28. September 1707 und enthält als wichtigste Stücke zur Beurteilung Imhoffs und Pfingstens 41 Privatbriefe Imhoffs an Friesen aus der Zeit vom 5. September bis 28. Dezember 1706 und ein Protokoll über eine Geheime Ratssitzung vom 2. September 1706, sowie ein Gutachten des Geheimen Ratskollegiums über die Handlungsweise Imhoffs und Pfingstens, auf Befehl des Königs angefertigt, am 28. September 1707. Auf dieses Aktenstück werden wir in der folgenden kurzen Schilderung zurückkommen.

Bei Beurteilung der Motive, welche die Handlungen von Imhoffs und Pfingstens bestimmten, muß man die Stimmung in Rechnung ziehen, die im Geheimen Ratskollegium herrschte. Alles Sinnen und Trachten der Geheimen Räte ging, wie wir aus den verschiedenen Schreiben derselben an den König seit der Katastrophe von Fraustadt gesehen haben, dahin, den König dazu zu bringen, daß er auf die Krone von Polen verzichtete, nach seinem Lande zurückkehrte und Frieden schloß. Imhoff, als Mitglied dieses Kollegiums, war ganz von diesem Gedanken eingenommen. Pfingsten, der in dem Kollegium eine Stelle bekleidete, welche ungefähr der eines heutigen vortragenden Rates im Ministerium entspricht, hatte die Gedanken der Geheimen Räte vollständig zu den seinigen gemacht. Beide wurden ursprünglich nicht von unedlen Motiven geleitet, indessen werden wir sehr bald bemerken, daß bei letzterem Strebertum, persönliche Eitelkeit und die Sucht, als alleiniger Friedensstifter zu glänzen, in den Vordergrund traten. Er befand sich schon seit Monat Juli,


  1. Archiv zu Rötha. Privatakten des Kanzlers Otto Heinrich Freiherrn von Friesen. Publika. M. 236.