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Dorfe Altranstädt ein, dislocirte die Truppen in die umliegenden Ortschaften und nahm sein Hauptquartier auf dem Schlosse des Freiherrn Nicolaus von Friesen (eines Neffen des Geheimen Rates und Kanzlers Otto Heinrich Freiherrn von Friesen), das geräumig genug war, einen solchen Gast zu beherbergen. Hier auf dem Schlosse wurde am 24. September der Friede unterzeichnet. – „Noch heute zeigt man uns das sogenannte Friedenszimmer auf dem Schlosse. Es liegt im zweiten Stockwerk auf der Südseite, ist mit den Bildern Augusts und Karls geschmückt und mit einem alten Tisch versehen, auf dessen Schieferplatte ein großes bleiernes Tintenfaß steht, das beim Akt der Unterzeichnung benutzt worden sein soll“[1].

Da Karl XII. ebenso sehr wie dem König August daran gelegen sein mußte, daß der Abschluß des Friedens, hauptsächlich aber der Wortlaut des Friedenstraktates streng geheim gehalten, dem König August aber genügend Zeit gelassen würde, sich aus der Verbindung mit den Polen und Russen zu befreien, wurde ein Waffenstillstand auf 10 Wochen verabredet.

Der Eingang der von Schweden am 25. September erfolgten Veröffentlichung lautete: „Wir Karl von Gottes Gnaden König der Schweden etc. Nachdem Wir vor gut befunden, alle Feindseligkeiten im Kurfürstentum Sachsen und darunter gehörige Länder aufzuheben und in der Stelle einen Stillstand auf 10 Wochen zu treffen und zu bewilligen, ergeht hiermit etc.“

Am 27. September erfolgte sächsischerseits durch das Geheime Ratskollegium die Veröffentlichung: „Wir Friedrich August von Gottes Gnaden König von Polen etc. – demnach mit I. K. Maj. in Schweden Wir einen Stillstand der Waffen auf 10 Wochen dergestalt getroffen, daß alle Feindseligkeiten in Unserem Kurfürstentum Sachsen, dessen inkorporirten und anderen Uns zugehörigen Ländern aufgehoben sein sollen; inmaßen Ihro Königl. Maj. unterm dato Hauptquartier Altranstädt den 25. dieses Monats solches öffentlich bei dero Armee verkündigen lassen, und dann die Notdurft erfordert, daß auch Wir dergleichen Publikation zu Werk zu richten verfügen, als ergeht etc.“[2].


  1. Die schwedische Invasion in Kursachsen und der Friede von Altranstädt, von Gustab Saran, Oberprediger in Halle a. S. Halle a. S. 1878.
  2. HStA Der polnisch-schwedische Krieg Loc. 3618. Vol. XLVI.