Seite:Hermann von Bezzel - Predigt am Jubiläum des Evangelischen Arbeitervereins Nürnberg.pdf/3

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 Die Güte des Herrn ist es, daß wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu und Deine Treue ist groß!

 Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen!

 So lesen wir im hohenpriesterlichen Gebet bei Johannes im 17. Kapitel: „Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Argen.“

 In dem Herrn Geliebte! Ein Ehren- und Freudentag ist mit diesem 6. Sonntag nach Trinitatis für den evangelischen Arbeiterverein und damit für die evangelische Gemeinde Nürnberg heraufgezogen. 50 Jahre hat er das Evangelium in der Arbeit betätigen und die Arbeit durchs Evangelium stärken können, 50 Jahre lang hat er erfahren mögen, daß evangelischer Glaube und protestantische Arbeit in unlöslicher gesegneter Wechselwirkung stehen. – Alle Feiern weisen auf Geschichte. Wir denken zurück an jene Tage, da auf dieser Kanzel der Pfarrer Albrecht Fleischmann dem großen Vorreformator Johann Huß Beifall sprach, als dieser, auf seiner Todesfahrt in Nürnberg angelangt, seine Anschauungen vertrat. Wir denken an jenes Gespräch im nahen Rathause vom März 1525, da einer der Höchsten im Rat, Lazarus Spengler, evangelischen Glaubensanschauungen Bahn in dieser Stadt brach und gab. Und nun treten, um nur einige zu nennen, vor unser Auge die so gesegneten schlichten Bürger und Arbeiter dieser Stadt: Hans Sachs, der im Jahre 1576 Gestorbene, welcher mit dem Jubelklang seines treuen, deutschen Liedes Luther entgegen jauchzte und ihm den Namen gab, der uns fortan der liebste geblieben ist, die „Wittenberger Nachtigall.“ 100 Jahre später, 1685, zieht, um seines evangelischen Glaubens willen vertrieben, ein armer Bergmann in die Mauern hiesiger Stadt ein, Joseph Schaitberger. Er hat nichts bei sich als seinen treuen Gott und seinen alten Glauben. Da verschafft ihm der Pfarrer von St. Jakob, Ungelenk, die Mittel, daß er seinen hochberühmten Sendbrief in hiesiger Stadt drucken lassen und ausgehen heißen kann. Da hier nicht mehr Bergmannsarbeit zu treiben war, weigerte sich Schaitberger der einfachsten, schlichtesten Arbeit nicht, ward Holzhauer, und konnte als ein Bekenner, in dem sich Arbeit und Glaube geeinigt hatten, vielen zum Segen werden. Einen aber aus vergangenen Jahren laßt mich noch nennen, den ein großer deutscher Naturforscher seiner Freundschaft, ein Philosoph seines Beifalles gewürdigt hat – ich meine den Rosenbäcker Matthias Burger, der, ein Schüler der großen Württemberger Theologen Bengel und Ötinger, bei der nächtigen Arbeit in die Tiefe der heiligen Schrift sich eingründete. Hans Sachs, Joseph Schaitberger,