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Glauben. Diese beiden Stücke tuen not. Denn Geduld ist nicht lässige Schwäche und unmännliche Gelassenheit, sondern mannhafte Tragkraft, der starke tiefe Atem des gläubigen, „Dennoch“, der auf Höhen nicht versagt und durch die Ebene im Sonnenbrand hält. Es ist die Geduld, die das zögernde „Noch nicht“ in Gehorsam und das freundliche: „Siehe, ich komme bald“ in Freudigkeit bewahrt. Sie tut willig Schritt für Schritt die am Tag und für ihn befohlene Arbeit und trägt gerne seine Plage, nimmt jeden Tag „aus allerlei Holz, so am Wege liegt“ das Kreuz auf im Beruf und in allerlei befohlenem Werk. Dabei aber blickt sie sehnlich auf die Vollendungszeit aus und lauscht anbetend, ob sie nicht bald das Rauschen seiner Füße höre. Sie trägt dem armen Weibe gleich scheinbare Absage und Weigerung: Ja, Herr und fährt getrost und kühnlich weiter: Aber doch! Dieses „doch“, die lutherische Partikel, wie der sel. Kahnis meinte, bewahrt vor Mißglauben, Zweiflung und anderer großer Schande und Laster. „Mit unserer Macht ist nichts getan“ so hebt der in Geduld geheiligte Pessimismus beichtend und büßend an. „Es streit’ für uns der rechte Mann“, so jauchzt und triumphiert der selige Optimismus, der in Geduld bewährt ist. Unsere Tage gehen eilends dahin, aber müde soll uns keiner machen. Sich ewige Jugend schwören ist nicht Enthusiastenart, sondern Lauterkeit. Auffahren mit Flügeln wie Adler heißt in Geduld laufen, und solcher Kampf hält jung und macht im Schwersten froh. Noch ist Gnaden-, noch ist Säemannszeit, noch ist Sein heilsames Wort unter uns, die Herzen der Kinder sind ihm noch erschlossen, noch ist die Schule die „Sakristei der Kirche“, noch die Jugend „die selige Provinz des Amtes“. Unser Volk will noch von Gott sich strafen lassen und begehrt seinen Trost. – Die Heiligung hat auch die Verheißung, daß ein kleines Feuer einen Wald anzünde. Wo du, mein Christ, dein eigenes Wesen in heiligem Eifer des Kampfes bestreitest, gegen dich angehst, über dich siegst, da zieht dein Erfolg weitere Kreise, dein Sieg wird zum Halt und Heil für andere. An deinem Leben wächst ein anderes empor, das du verstehen und tragen und fördern kannst.

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 3. Dies so gewiß, als unser Kampf an dem einen großen erstarkt, der vor uns und für uns geschah, an Jesu, dem Heerführer und Herzog des Glaubens. Alles, was Glaube heißt, hat in Ihm seinen Ursprung. Er hat in die Niedrigkeit sich begeben, um uns groß zu machen, in das Leiden sich gewagt, um es seine Kraft zu nennen, ist bis zum Tode am Kreuz gehorsam gewesen und hat im Glauben von dem vollbrachten Sieg gesprochen, da ihn alle Jünger verließen und flohen. War es nicht Glaube, daß er bei einer reifenden