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die Totenklage des heidnischen Altertums tönt tief und ernst das Wort der hl. Schrift: Das macht Dein Zorn, daß wir so vergehen, und Dein Grimm, daß wir so plötzlich dahin müssen. Wie gar nichts sind doch alle Menschen, die so sicher leben. Sie gehen dahin und machen ihnen viel vergebliche Unruhe; sie sammeln und wissen nicht, wer es kriegen wird.

 Zu dem schweren, dumpfen Klange der Klage aus dem Munde des Volkes treten die Totenbilder aller Zeiten. Ich greife nur heraus die „Totentänze“ eines Holbein, eines Rethel, eines Weis in Mergentheim. – Das sind die wundersam schreckhaften Gebilde, wie der Tod mit allen Ständen und Geschlechtern und Menschenaltern, höhnend und alle Hoffnung vernichtend, zum Reigen antritt. Als man den 30jährigen Krieg zu Ende geführt hatte, erschienen im Jahre 1648 in Nürnberg 63 Bilder des Todes. Und 200 Jahre später – 1848 –, als die Märzunruhen über Berlin und München dahingegangen waren, hat Alf. Rethel, dessen 100jähr. Geburtstag man in diesen Tagen beging, seinen „Totentanz“ gemalt, die schauerlichen Bilder, wie der Tod über das Feld hinreitet, wie die Kinder hingemäht und die Greise verschont werden, wie die Säuglinge ihm von den Frauen entgegengehalten werden und er sie höhnend aus ihren Armen reißt. Ein Sterben durchschüttert die Luft. –