Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/545

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der civiliter Seligen. Was man, nach ihrem Hinscheiden, noch immer Sie nennt, sind doch fürwahr nichts als Bilder, die sie uns hinterlassen zum Aufstellen – als Leichensteine über dem Grabe ihrer Vernunft! – Leichensteine? Gerechter Himmel! Was für Vergleichungen drängen sich hier dem Geiste nicht auf, zwischen dem beredten Marmor über der Asche des Meisterstücks der Schöpfung und hier – dem numerirten, schmutzigen Stalle, worin sein besser als dort getroffenes Bild, auf faules Stroh hingekettet, noch weit beredter dem Vorübergehenden erzählt, wie viel da begraben liegt! – Doch hier ist nicht der Ort für solche Vergleichungen. Sie würden die Empfindung des Lesers für das Uebrige verstimmen, wenn sie nicht gar die des Erklärers, der sich dieser Betrachtung, für sich wenigstens, nicht ganz entschlagen konnte, bereits für die ganze Erzählung verstimmt haben. Man wird ihm also hoffentlich gern vergeben, wenn er auf einige der schrecklichsten Scenen hier nur bloß hinweist. Sie bedürfen keiner Erklärung, und vertragen auch keine.

Rakewell liegt hier im Vorgrunde, größtentheils nackend, und ein Mann ist beschäftigt, ihn in Ketten zu legen. Die Ursache davon ist, Rakewell sinkt noch immer tiefer. In dem Mikrokosmus nämlich, worein er hier versetzt ist, wird es ungefähr so gehalten, wie in dem ausgebreiteten Makrobedlam, der Welt selbst; es liegen nicht alle Narren an Ketten, und selbst die Ketten haben ihre Grade. Auf dem langen Gange, der Katakombe, die wir hier erblicken, dürfen die unschuldigsten frei herumgehen, wenigstens bis an das große Gitter, wo eine andere Klasse, oder, wie es im gemeinen Leben heißt, Sekte angeht, die andere Principia hat, die sich nicht mit den diesseitigen vertragen: und nur die von einem tiefern und gefährlichern Grade werden in den numerirten Zellen beigesetzt. Vermuthlich hatte Rakewell vom Anfang diese Freiheit, die er aber mißbrauchte. Er fing an, von andern Grundsätzen auszugehen, und brachte sich selbst sogar in einem Augenblick, den wir heiter nennen würden, einen gefährlichen Stich in der Gegend des Herzens bei. Er paßte nicht mehr in diesen kleinen Freistaat, und soll so eben einem andern einverleibt werden. Diesen Augenblick der