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direct in dieser Sprache verfasst werden. Die chinesische Mauer zwischen den Literaturen würde verschwinden, die literarischen Erzeugnisse anderer Völker würden für uns ebenso zugänglich werden, wie die vaterländischen; die Lektüre würde für alle gemeinsam werden und mit derselben auch die Erziehung, Ideale, Ueberzeugungen und das Streben der Völker, die sich dann immer mehr zu einer grossen Familie der Menschheit verschmelzen würden.

Um mehrere Sprachen zu erlernen, sind wir genöthigt unsere Zeit sehr knapp abzumessen, und sind daher einerseits nicht im Stande einer jeden die genügende Aufmerksamkeit zu widmen, ja sogar nicht unserer Muttersprache, die in Folge dessen von vielen von uns nicht ergründet worden ist, – anderseits kann jede der verschiedenen Sprachen nicht die erwünschte Vollkommenheit erlangen.

Anders würde es sich verhalten, wenn jeder nur zwei Sprachen zu erlernen hätte, – wir könnten dann dieselben besser ergründen, bearbeiten und bereichern, so dass jede von ihnen eine Vollkommenheit erreichen würde, die bisher keine derselben zu erreichen im Stande war. Die Sprache aber ist der erste Hebel der Kultur; ihr haben wir es hauptsächlich zu verdanken, dass wir uns so hoch über alle anderen Gattungen der lebenden Wesen erhoben haben, und je vollkommener eine Sprache ist, desto schneller ist der Fortschritt des entsprechenden Volkes. Die Verschiedenheit der Sprachen ist der Hauptgrund der Verschiedenheit und der gegenseitigen Feindschaft der Völker, denn die Sprache ist der erste Stein des Anstosses zwischen

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Dr. Esperanto: Internationale Sprache. Gebethner et Wolff, Warschau 1887, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Internationale_Sprache,_Warschau,_1887.pdf/4&oldid=- (Version vom 13.2.2023)