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Internationale Sprache

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Textdaten
Autor: Dr. Esperanto (= Ludwik Lejzer Zamenhof)
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Titel: Internationale Sprache
Untertitel: Vorrede und vollständiges Lehrbuch
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Gebethner et Wolff
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Erscheinungsort: Warschau
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Originalherkunft:
Quelle: Commons = ÖNB-ANNO
Kurzbeschreibung: erste Veröffentlichung über das Esperanto
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[1]
Dr. ESPERANTO.

INTERNATIONALE
SPRACHE.
VORREDE
UND
VOLLSTÄNDIGES LEHRBUCH.
рог German,o,j
Damit eine Sprache zur Weltsprache werde, genügt es nicht sie so zu benennen.

Preis 40 Pf.

WARSCHAU.
Zu haben in der Buchhandlung von Gebethner et Wolff

1887.

[2]

ДОЗВОЛЕНО ЦЕНЗУРОЮ
Варшава 21 Октября 1887 года.




manicula Die internationale Sprache soll, gleich jeder nationalen, ein allgemeines Eigenthum sein, wesshalb der Verfasser für immer auf seine persönlichen Rechte darüber verzichtet.



Druck von Cb. Kelter. Nowolipie-Str. N. 11, Warschau.

[3]
VORREDE.

Der Leser wird wahrscheinlich die vorliegende Broschüre mit einigem Misstrauen zur Hand nehmen, in der Voraussetzung eine unausführbare Utopie vor sich zu haben. Um diesem vorzubeugen, ersuche ich den geehrten Leser jedwedes Vorurtheil bei Seite lassen zu wollen und das vorliegende Werkchen ernst und kritisch zu behandeln.

Ich werde mich hier nicht weitläufig auslassen über den unermesslichen Nutzen für die Menschheit einer einzigen, von Allen anerkannten Weltsprache, einer Sprache die der ganzen Welt rechtmässiges Eigenthum wäre, ohne irgend einem Volke ausschliesslich anzugehören. Wie viel Zeit und Mühe verwendet man nicht auf die Erlernung fremder Sprachen, und dennoch ist es meistens der Fall, dass wir uns, wenn wir die Grenzen unseres Vaterlandes überschritten haben, mit unseres Gleichen nicht verständigen können. Wie viel Zeit, Mühe und Mittel verbraucht man nicht, um die Erzeugnisse nur eіnеr Literatur allen anderen anzueignen, und am Ende kann jeder doch nur einen geringen Theil fremder Literaturen aus Uebersetzungen kennen lernen. Existirte nun eine internationale Sprache, so könnte man Alles in diese Sprache übersetzen, als in eine neutrale und allgemein verständliche; Werke dagegen von kosmopolitischer Bedeutung könnten [4] direct in dieser Sprache verfasst werden. Die chinesische Mauer zwischen den Literaturen würde verschwinden, die literarischen Erzeugnisse anderer Völker würden für uns ebenso zugänglich werden, wie die vaterländischen; die Lektüre würde für alle gemeinsam werden und mit derselben auch die Erziehung, Ideale, Ueberzeugungen und das Streben der Völker, die sich dann immer mehr zu einer grossen Familie der Menschheit verschmelzen würden.

Um mehrere Sprachen zu erlernen, sind wir genöthigt unsere Zeit sehr knapp abzumessen, und sind daher einerseits nicht im Stande einer jeden die genügende Aufmerksamkeit zu widmen, ja sogar nicht unserer Muttersprache, die in Folge dessen von vielen von uns nicht ergründet worden ist, – anderseits kann jede der verschiedenen Sprachen nicht die erwünschte Vollkommenheit erlangen.

Anders würde es sich verhalten, wenn jeder nur zwei Sprachen zu erlernen hätte, – wir könnten dann dieselben besser ergründen, bearbeiten und bereichern, so dass jede von ihnen eine Vollkommenheit erreichen würde, die bisher keine derselben zu erreichen im Stande war. Die Sprache aber ist der erste Hebel der Kultur; ihr haben wir es hauptsächlich zu verdanken, dass wir uns so hoch über alle anderen Gattungen der lebenden Wesen erhoben haben, und je vollkommener eine Sprache ist, desto schneller ist der Fortschritt des entsprechenden Volkes. Die Verschiedenheit der Sprachen ist der Hauptgrund der Verschiedenheit und der gegenseitigen Feindschaft der Völker, denn die Sprache ist der erste Stein des Anstosses zwischen [5] zwei sich begegnenden Fremden: da dieselben sich nicht verständigen können, gehen sie wieder mit Groll auseinander. Wenn wir mit Fremden zusammenkommen, so fragen wir nicht nach ihren politischen Ueberzeugungen, nach der Gegend wo sie geboren sind, und wo ihre Vorfahren vor tausend Jahren gelebt haben; kaum aber haben sie den Mund geöffnet, so erinnert uns jeder Laut ihrer Rede daran, dass sie uns fremd sind. Wer je Gelegenheit hatte in einer von verschiedenen und einander feindseligen Nationalitäten bewohnten Stadt zu leben, dem wird es erst recht klar werden von welchem unschätzbaren Nutzen für die Menschheit eine internationale Sprache wäre, die, ohne in das Privatleben der Völker einzudringen, wenigstens in Ländern von vielsprachiger Веvölkеrung Staats- und Gesellschaftssprache sein könnte. Was für eine ungeheure Bedeutung eine internationale Sprache für die Wissenschaft, den Handel und den allgemeinen Verkehr überhaupt haben würde, – darüber ist es wohl nicht nöthig sich weiter auszusprechen. Wer überhaupt, wenn auch nur einmal, ernstlich über diese Frage nachgedacht hat, der wird zugeben müssen, dass kein Opfer zu gross wäre, um eine allgemeine Weltsprache zu erlangen. Aus diesem Grunde ist jeder wenn auch noch so schwache Versuch in dieser Richtung der Aufmerksamkeit werth. Dem Werke, mit dem ich jetzt vor die Oeffentlichkeit trete, habe ich viele Jahre gewidmet; ich gebe mich daher der Hoffnung hin, dass der geehrte Leser, in Rücksicht auf die Wichtigkeit der Sache, derselben ein wenig [6] Geduld schenken und das vorliegende Werkchen bis zum Ende lesen wird.

Es liegt nicht in meiner Absicht hier die verschiedenen zum Behufe der Schöpfung einer internationalen Sprache angestellen Versuche zu analysiren. Ich muss den geehrten Leser nur darauf aufmerksam machen, dass alle diese Versuche nur darauf hinzielten, entweder ein Zeichensystem zur kurzen Verständigung im Nothfalle zu schaffen, – oder sich auf die natürliche Vereinfachung der Grammatik mit Ersetzung der in den Sprachen bestehenden Wörter durch andere, willkürlich erfundene, beschränkten. Die Versuche ersterer Art waren so verwickelt und unpraktisch, dass sie, kaum ans Tageslicht befördert, schon wieder verschwanden; diejenigen der zweiten Categorie stellten zwar schon Sprachen vor, die aber nichts weniger als allgemein verständlich waren. Die Verfasser nannten es „Weltsprachen,“ vielleicht nur aus dem Grunde, dass es in der ganzen Welt keinen einzigen Menschen gab, mit dem man sich vermittelst dieser Sprachen hätte unterhalten können. Wenn es für die Allgemeinheit einer Sprache genügte, nur von einer Person so benannt zu werden, so würde in diesem Falle jede bestehende Sprache zur Weltsprache werden können, je nach dem Wunsche jeder einzelnen Person.

Da alle diese Versuche darauf berechnet waren, dass die Welt sie freudig aufnehmen und ihnen einstimmig ihre Zustimmung geben würde, – welche zu erlangen gerade der allerschwerste Theil der Aufgabe ist, angesichts der natürlichen Gleichgültigkeit der Welt für jedwede schriftstellerischen Projecte, die ihr keinen [7] unbedingten Nutzen bringen, sondern nur auf ihre Bereitwilligkeit, Zeit und Mühe zu opfern, Ansprüche machen, – so ist es leicht begreiflich, dass alle diese Versuche scheitern mussten. Der grösste Theil der Welt interessirte sich gar nicht für diese Versuche, diejenigen aber, welche sich dafür interessirten, sagten sich mit Recht, dass es sich nicht der Mühe lohne eine Sprache zu erlernen, um nur mit dem Verfasser derselben sich verständigen zu können; „wenn nur erst die Welt“, meinten sie, „oder wenigstens einige Millionen Menschen dieselbe erlernt haben werden, so werde auch ich mich daran machen.“ Eine Sache, die jedem einzelnen Anhänger nur dann von Nutzen sein konnte, wenn schon vorher eine Menge anderer Anhänger existirte, fand selbstverständlich keinen einzigen Anhänger und erwies sich als todt geboren. Wenn nun einer der letzten Versuche, „Volapük“ genannt, sich, wie man behauptet, eine gewisse Anzahl von Anhängern erworben hat, so geschah es nur desshalb, weil der Gedanke, eine „allgemeine Sprache“ zu besitzen, an sich selbst so erhaben und verführerisch ist, dass die zu Enthusiasmus und zur Aufopferung geneigten diesem Versuche ihre Zeit widmen, in der Hoffnung dass derselbe dennoch gelingen könne. Die Zahl aber der Enthusiasten wird eine gewisse Höhe erreichen[1] und dann stehen bleiben, die kalte und gleichgültige Welt aber wird ihre Zeit nicht opfern wollen, um sich nur mit diesen wenigen unterhalten zu können, so [8] dass auch diese erwähnte Sprache untergehen wird, ohne irgend welchen Nutzen gebracht zu haben.

Die Aufgabe eine internationale Sprache zu schaffen hat mich schon seit langem beschäftigt; da ich mich aber weder begabter noch energischer fühlte, als die Verfasser der unfruchtbar zu Grunde gegangenen Versuche, so beschränkte ich mich lange Zeit auf Betrachtung und unwillkürliches Nachdenken über diesen Gegenstand. Einige glückliche Gedanken aber, Früchte dieses Denkens, haben mich zur weiteren Arbeit ermuntert und zu dem Versuche bewegt, ob es dennoch nicht möglich wäre systematisch alle Hindernisse zu überwinden, die sich in der Schöpfung und Einführung einer allgemeinen Sprache darboten. Wie es mir jetzt dünkt, ist mir diese grosse Aufgabe mehr oder weniger gelungen, und ich lege hiermit die Frucht meiner langjährigen und anhaltenden Arbeit dem unparteiischen Urtheile des geehrten Lesers vor.

Die Hauptaufgaben, welche ich mir zu lösen vornahm, waren folgende:

I. Die Sprache muss sehr leicht sein, so dass sie jeder, so zu sagen, spielend erlernen kann.

II. Jeder, der diese Sprache erlernt hat, muss sie sofort zum Verkehr mit anderen Nationalitäten benutzen können, ganz abgesehen davon in wie fern diese Sprache von der Welt anerkannt wird, ob sie viele, wenige oder gar keine Anhänger hat, – d. h. dass die Sprache gleich von Vorne herein, in Folge ihres besonderen Baues, als Mittel zum internationalen Verkehr dienen kann.

[9] III. Ein Mittel zu finden die Gleichgültigkeit der Welt zu überwinden, und dieselbe zu ermuntern sofort und en masse von dieser Sprache, als von einer lebenden Sprache, Gebrauch zu machen, nicht aber nur mit einem Schlüssel dazu in der Hand, oder nur im äussersten Nothfalle.

Von allen, zu verschiedenen Zeiten unter dem hochklingenden aber unrechtmässig angenommenen Namen von „Weltsprache“ aufgetauchten Versuchen, hat es keinen einzigen gegeben, der mehr als eine einzige dieser Aufgaben hat lösen wollen, und das auch nur theilweise.

Ausser diesen drei Hauptaufgaben gab es noch viele andere zu lösen, über die ich mich hier, da sie unwesentlicher Natur sind, nicht umständlich auslassen werde.

Ehe ich nun zur Erläuterung der Art und Weise, wie ich diese drei von mir aufgestellten Aufgaben gelöst habe, übergehe, muss ich den Leser noch ersuchen ein wenig über die Bedeutung dieser Aufgaben nachdenken zu wollen, und die Art und Weise wie ich dieselben gelöst habe, nicht zu leichtfertig behandeln zu wollen, weil sie ihm vielleicht zu einfach erscheinen möchte. Der Grund dieses Ersuchens liegt darin, dass mir der Hang der Mehrheit bekannt ist, eine Sache mit um so grösserer Ehrfurcht zu betrachten, je unverständlicher, umfangreicher und unverdaulicher sie ist. Wenn solche Personen das allerwinzigste Lehrbuch, das es je gegeben hat, mit den allereinfachsten, jedermann zugänglichen Regeln, zu sehen bekommen, so werden sie sagen: „das ist doch wirklich zu einfach, das hätte ich auch machen können,“ [10] und werden das Buch mit Geringschätzung behandeln, ohne zu bedenken, dass gerade die Erlangung einer solchen Einfachheit und Kürze das Zurückführen einer jeden Sache von den verwickelten Formen auf die einfachste Grundform, gerade der schwierigste Theil der Aufgabe war.

I.

Die erste Aufgabe habe ich folgendermassen gelöst:

a) Ich habe die Grammatik bis zur Unwahrscheinlichkeit[WS 1] vereinfacht, und das – einerseits im Geiste der bestehenden lebenden Sprachen, damit sie leichte zu erlernen sei, ohne sie anderseits der Klarheit, Genauigkeit und Geschmeidigkeit zu berauben.

Die ganze Grammatik meiner Sprache kann man gründlich in einer Stunde erlernen. Die ungeheure Erleichterung, welche durch eine solche Grammatik der Sprache zu Theil wird, ist Allen klar.

b) Ich habe Regeln zur Wortbildung geschaffen und dadurch auf unglaubliche Weise die Zahl der zu erlernenden Wörter abgekürzt, ohne dadurch die Sprache im Geringsten ihres Reichthums zu berauben; im Gegentheil, durch die Möglichkeit aus einem Worte mehrere andere zu bilden um dadurch alle Farbentöne der Begriffe auszudrücken – habe ich die Sprache reicher als die reichste der bestehenden gemacht. Dies erreichte ich durch die Einführung verschiedener Praefixe und Suffixe, mit deren Hülfe man aus einem Worte viele andere bilden kann, ohne dieselben vorher erlernt zu haben. Bequemlichkeitshalber habe ich [11] diesen Praefixen und Suffixen die Bedeutung selbstständiger Wörter beigelegt. Z. B:

1) Das Praefix mal bezeichnet den geraden Gegensatz eines Begriffes; folglich wenn wir das Wort „gut“ (bon,a) kennen, so sind wir selbst im Stande das Wort „schlecht“ (mal,bon,a) zu bilden. Ein besonderes Wort für den Begriff „schlecht“ erweisst sich daher als überflüssig; alt,a hoch – mal,alt,a niedrig; estim,i achten – mal,estim,i verachten u. s. w. Wenn wir also das eine Wort mal gelernt haben, so sind wir dadurch der Erlernung einer grossen Anzahl von Wörtern enthoben, wie z. B. „hart,“ „kalt,“ „alt,“ „schmutzig,“ „arm,“ „dunkel,“ „Schande,“ „unten,“ „hassen,“ „fluchen“ u. s. w.

2) Das Suffix in bezeichnet das weibliche Geschlecht; folglich wenn wir das Wort „Bruder“ (frat,o) kennen, sind wir im Stande selbst das Wort „Schwester“ (frat,in,o) zu bilden; Vater patr,o – Mutter patr,in,o. Folglich sind solche Wörter wie „Grossmutter,“ „Tochter,“ „Weib,“ „Braut,“ „Mädchen,“ „Henne,“ „Kuh,“ etc. ganz überflüssig.

3) Das Suffix il bezeichnet ein Werkzeug zu irgend einer Thätigkeit, z. B. tranĉ,i schneiden – tranĉ,il,o Messer; überflüssig sind also Wörter wie: „Kamm,“ „Axt,“ „Nadel,“ „Glocke,“ „Pflug,“ „Schlittschuh“ etc.

4) Und dergleichen (ungefähr 50).

Ausserdem habe ich die allgemeine Regel festgestellt, dass alle Wörter, die schon jetzt so zu [12] sagen international sind, d. h. alle sogenannten Fremdwörter, in der internationalen Sprache unverändert bleiben, indem sie nur die internationale Orthographie annehmen. Auf diese Weise ist es überflüssig eine ungeheure Menge von Wörtern zu lernen, so z. B. „Advokat,“ „Astronomie,“ „Botanik,“ „Centrum,“ „declamiren,“ „Doctor,“ „exploitiren,“ „Figur,“ „Form,“ „Komödie,“ „Locomotive,“ „Motiv,“ „Nerv,“ „Platin,“ „Publicum,“ „Temperatur,“ „Telegraph,“ „Redaction,“ „Wagon,“ u. s. w. u. s. w.

In Folge dieser angeführten Regeln und noch mancher anderen Eigenschaften der Sprache, ist dieselbe ungemein leicht, so dass die ganze Mühe der Erlernung dieser Sprache sich lediglich auf die Erlernung von ungefähr 900 Wörtern beschränkt. Aus diesen 900 Wörtern kann man nach bestimmten Regeln ohne besondere Geistesanstrengung, oder ohne besondere Fähigkeiten zu besitzen, alle im täglichen Verkehr vorkommenden Wörter und Wendungen bilden. Dabei sind diese 900 Wörter noch so besonders gewählt, dass ihre Erlernung für einen mittelmässig gebildeten Menschen von der grössten Leichtigkeit ist.

Die Erlernung dieser wohllautenden, reichen und für Alle verständlichen Sprache (wie weiter unten noch erläutert wird), erfordert auf solche Weise nicht eine Reihe von Jahren, wie die anderen Sprachen, sondern kann vollkommen in einigen Tagen erlernt werden.[2]

[13]
II.

Die zweite Aufgabe habe ich folgendermassen gelöst:

a) Ich habe die bestehenden Begriffe vollständig zergliedert, so dass die ganze Sprache nur aus unveränderlichen Wörtern besteht, anstatt aus Wörtern mit einer unendlichen Anzahl von grammatikalischen Formen. Nimmt Jemand ein in meiner Sprache verfasstes Werk zur Hand, so wird er bald daraus ersehen, dass jedes Wort immer und ausschliesslich in einer und derselben Form erscheint, in derjenigen nämlich, in welcher es im Wörterbuche zu finden ist. Verschiedene grammatikalische Formen aber, so wie die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Wörtern u. dergl. werden durch Anreihung unveränderlicher Wörter ausgedrückt. Da aber eine solche Construction den europäischen Völkern völlig fremd ist, und es ihnen schwer fallen würde sich daran zu gewöhnen, so habe ich diese Zergliederung der Sprache dem Geiste der europäischen Sprachen angepasst, so dass derjenige, der meine Sprache studirt, ohne die Vorrede gelesen zu haben (was übrigens zum Erlernen selbst gar nicht nöthig ist), sogar nicht ahnen wird, dass der Bau dieser Sprache von dem seiner Muttersprache sich unterscheidet. Die Abstammung des Wortes frat,in,o z. B., welches in Wirklichkeit aus drei Wörtern besteht, nämlich: frat Bruder, in Weib, Weibchen, о das was ist, besteht (= das was ist Weib Bruder = Schwester), – erklärt das Lehrbuch auf folgende Weise: frat = Bruder; da aber jedem Hauptworte im Nominativ ein о beigefügt wird, folgt daraus: [14] frat,o; zur Bildung aber des weiblichen Geschlechtes desselben Wortes wird das Suffix in angehängt; daraus ergiebt sich das Wort „Schwester“ = frat,in,o. Auf diese Weise stört der auf Zergliederung fussende Sprachbau den Lernenden durchaus nicht, er ahnt sogar nicht, dass das, was er Endung, Praefix oder Suffix nennt, ein völlig selbstständiges Wort ist, das immer dieselbe Bedeutung behält, sei es am Anfange oder am Ende eines anderen Wortes, oder auch als selbstständiges Wort; dass jedes Wort mit gleichem Rechte als Stammwort oder als grammatikalisches Anhängsel gebraucht werden kann. Diese Construction hat aber zur Folge, dass alles, was in der internationalen Sprache geschrieben ist, Jedem, dem nicht nur die Grammatik dieser Sprache fremd ist, der sogar nicht einmal von ihr gehört hat, sogleich und genau verständlich sein wird.

Ein Beispiel wird genügen um dieses Letztere zu beweisen.

Nehmen wir an, ich befinde mich in Deutschland ohne ein Wort Deutsch zu verstehen; ich habe nöthig an Jemand irgend eine Frage zu richten und schreibe ihm auf einem Stückchen Papier in der internationalen Sprache z. B. folgendes:

Mi ne sci,as kie mi las,is la baston,o,n; ĉu vi ĝi,n ne vid,is?

Darauf überreiche ich der betreffenden Person das international-deutsche Wörterbuch, indem ich sie auf den Anfang aufmerksam mache, wo in grossen Buchstaben folgender Satz gedruckt steht: „Alles, was in der internationalen Sprache geschrieben ist, kann man mit Hülfe dieses Wörterbuches verstehen. Wörter, welche [15] zusammen einen einzigen Вegriff bezeichnen, werden zusammen geschrieben, aber von einander durch einen Strich getrennt; so ist z. B, das Wort „frat,in,o,“ das nur einen Вegriff darstellt, aus drei Wörtern zusammengesetzt, die einzeln im Wörterbuche gesucht werden müssen.“ Wenn die erwähnte Person nie von der internationalen Sprache gehört haben sollte, so wird sie zuerst den Kopf schütteln, dann aber mein Papier zur Hand nehmen, im Wörterbuche suchen und folgendes finden:

Mi mi ich ich
ne ne nicht, nein nicht
sci,as sci wissen weiss
as bezeichnet die gegenwärtige Zeit
kie kie wo wo
mi mi ich ich
las,is las lassen gelassen
habe
is bezeichnet die vergangene Zeit
la la der, die, das (Artikel) den
baston,o,n baston Stock Stock
о bezeichnet das Hauptwort
n bezeichnet den Accusativ
ĉu ĉu ob ob
vi vi du, Ihr, Sie Sie
ĝi,n ĝi еs, dieses es, ihn
n bezeichnet den Accusativ
ne ne nicht, nein nicht
vid,is? vid sehen gesehen
haben?
is bezeichnet die vergangene Zeit

[16] Auf solche Weise versteht der Deutsche was ich von ihm verlange. Wenn er mir zu antworten wünscht, so überreiche ich ihm das deutsch-internationale Wörterbuch, zu Anfang dessen gedruckt steht: „Wenn man etwas in der internationalen Sprache ausdrücken will, so ist dieses Wörterbuch zu gebrauchen, indem man die Wörter selbst im Wörterbuche sucht, die Endungen aber für die grammatikalischen Formen in der beigefügten Grammatik unter der Rubrik des entsprechenden Redetheils. Da nun in dieser besagten Grammatik, wie aus dem Lehrbuche zu ersehen ist, alle grammatikalischen Regeln eines jeden Redetheiles nur einige Zeilen einnehmen, so ist das Auffinden einer Endung, um eine grammatikalische Form auszudrücken, ebensowenig zeitraubend, wie das Aufsuchen eines Wortes im Wörterbuche.

Ich muss den Leser auf den oben erwähnten Umstand aufmerksam machen, der trotz seiner anscheinlichen Einfachheit, dennoch von ungeheurer praktischer Bedeutung ist. Es ist selbstverständlich, dass man sich in jeder anderen Sprache mit einer Person, die dieser Sprache nicht mächtig ist, selbst mit Hülfe des allerbesten Wörterbuches nicht wird verständigen können, denn um aus einem Wörterbuche irgend einer bestehenden Sprache Nutzen ziehen zu können, muss man zuerst mit dieser Sprache mehr oder weniger vertraut sein. Um ein gegebens Wort im Wörterbuche finden zu können, muss man seine Grundform kennen, da doch beinahe jedes Wort im Laufe der Rede unter verschiedenen abweichenden Formen gebraucht wird, die oft der Grundform sehr unähnlich sind, ausser verschiedenen Praefixen und Suffixen u. s. w. [17] Wenn man daher mit der Sprache nicht mehr oder weniger vertraut ist, wird man beinahe kein einziges Wort finden, und auch die, welche man finden kann, werden keinen rechten Begriff abgeben von dem, was ausgedrückt werden sollte. Wenn mir z. B. die oben erwähnte Frage von einem Franzosen in seiner Sprache vorgelegt wird: „Je ne sais pas où j’ai laissé la canne; est-ce que vous ne l’avez pas vue?“ – so würde ich, wenn ich von der französischen Sprache keinen Begriff habe, mit Hülfe des Wörterbuches folgendes finden: „Ich – nicht – ? – Schritt – wo – ? – Faulthier (?) – Koppel (?) – die – Rohr; – Ost – dieser – warum, dass, als – Ihr, Sie – nicht – ? – ? – Schritt – Aussicht, Absicht, Fenster?“ (Die Fragezeichen stehen an der Stelle solcher Wörter, die in keinem Wörterbuche zu finden sind, da sie doch nur grammatikalische Formen anderer Wörter sind).

Nebenbei sei noch der Umstand erwähnt, dass die Wörterbücher der bestehenden Sprachen immer sehr umfangreich sind, was das Aufsuchen der Wörter sehr ermüdend macht, während das internationale Wörterbuch, in Folge der Zergliederung der Wörter, sehr klein und bequem ist. Dazu kommt noch der Umstand, dass in einem gegebenen Wörterbuche beinahe jedes Wort mehrere Bedeutungen hat, und dass man nun unter dieser grösseren oder kleineren Anzahl von Bedeutungen blindlings eine wählen muss. Wenn wir uns auch eine Sprache mit möglichst vereinfachter Grammatik vorstellen, wo jedes Wort eine feste und bestimmte Bedeutung hätte, so würde es dennoch, damit die betreffende Person unser beschriebenes Zettelchen mit Hülfe eines Wörterbuches entziffern könne, nöthig sein, dass dieselbe vorher nicht nur [18] die Grammatik unserer Sprache kenne, sondern auch in derselben genügend eingeübt sei, um sich mit Leichtigkeit zurechtfinden zu können, um die Grundform oder Wurzel eines Wortes von der grammatikalischen Form, von den abgeleiteten oder zusammengesetzten Formen u. s. w. zu unterscheiden,—so dass wieder der Nutzen der Sprache von der Anzahl ihrer Adepten abhängig wäre, und in Ermangelung derselben bis auf Null herabfallen würde. Wenn wir uns z. B. in einem Eisenbahnwaggon befinden und unserem Nachbar folgende Frage vorlegen wollen: "Wie lange werden wir uns in N. aufhalten?“—so werden wir ihm doch nicht zumuthen, dass er zuerst die Grammatik unserer Sprache erlerne, ehe er auf das Nachsuchen in Wörterbuche übergehe. Wenn wir aber die Internationale Sprache gebrauchen, so werden wir sofort von einem Vertreter jeder Nation verstanden werden, wenn er auch dieser Sprache nicht nur nicht mächtig ist, sondern auch nie von ihr etwas gehört hat.

Jedes in internationaler Sprache verfasstes Werk kann, mit emem Schlüssel (Wörterbuche) in der Hand, Jedermann mit Leichtigkeit lesen und verstehen, ohne irgend welche Vorbereitung, oder ohne irgend eine die Anwendung des Wörterbuches erläuternde Vorrede gelesen zu haben;[3] ein gebildeter Mensch aber wird, wie weiter unten erläutert wird, sogar vom Wörterbuche sehr wenig Gebrauch machen. [19] Wenn wir z. В. an einen Spanier in Madrid einen Brief zu schreiben haben, wir aber weder seine, noch er unsere Sprache versteht, und wir im Zweifel sind, ob ihm die Internationale Sprache bekannt sei, können wir ihm dennoch einen Brief in derselben zusenden, und versichert sein, dass er uns verstehen wird. Da das Wörterbuch der internationalen Sprache, in Folge der Zergliederung derselben, auf einem halben Druckbogen alle im täglichen Verkehr nöthigen Wörter enthält, in jeder Buchhandlung für ein paar Pfennige in beliebiger Sprache zuerhalten ist, und in jedes Couvert eingeschlossen werden kann, so können wir ganz ruhig unseren Brief in der internationalen Sprache schreiben, demselben ein Exemplar des Wörterbuches für die spanische Sprache beifügen —und versichert sein, dass uns der Adressat verstehen wird, weil dieses Wörterbuch nicht nur ein bequemer, ausführlicher Schfüssel zu dem Briefe ist, sondern auch selbst die Art seiner Anwendung erklärt.

Dank der ausgedehntesten gegenseitigen Verbindungsfähigkeit der Wörter, kann man mit Hülfe dieses kleinen Wörterbuches Alles ausdrücken, was man im alltäglichen Leben auszudrücken braucht. Es versteht sich von selbst, dass selten vorkommende Wörter, technische Ausdrücke und Fremdwörter, von welchen man annehmen kann, dass sie Allen bekannt sind, wie z. B. „Tabak,“ „Theater,“ „Fabrik“ u, dergl. sich darin nicht befinden. Wenn es nicht anders geht, und wir solche Wörter gebrauchen müssen, wenn wir unseren Gedanken durch Umschreibung nicht ausdrücken können, so sind wir schon genöthigt zu einem votllständigen Wörterbuche unsere Zuflucht zu nehmen. [20] b) In Folge also der besonderen Construction der internationalen Sprache, können wir uns mit Hülfe derselben mit Jedermann verständigen. Die einzige Unbequemlichkeit, die aber nur bis zur Zeit der allgemeinen Einführung dieser Sprache währen würde, wäre die, dass man jedesmal zu warten hätte, bis die angeredete Person unsere Gedanken begriffen hätte. Um auch diese Unbequemlichkeit wenigstens im Verkehr mit gebildeten Menschen, so viel als möglich zu beseitigen, bin ich folgendermassen verfahren: das Wörterbuch habe ich nicht aus willkürlich ersonnenen Wörtern zusammengesetzt, sondern nach Möglichkeit aus solchen Wörtern, die schon der gebildeten Welt bekannt sind. So habe ich zum Beispiel diejenigen Wörter, welche in allen Kultursprachen gleich gebräuchlich sind, ohne Veränderung gelassen; von Wörtern, welche in verschiedenen Sprachen verschieden lauten, habe ich diejenigen gewählt, welche zweien oder dreien europäischen Hauptsprachen gemein sind, oder , wenn auch nur einer gehörend, dennoch anderen Nationen bekannt sind; dort aber, wo ein gegebenes Wort in jeder anderen Sprache einen anderen Laut hat, habe ich mich bemüht ein Wort aufzufinden, welches entweder eine verwandte Bedeutung hätte, oder, wenn auch seltener gebraucht, dennoch den Hauptvölkern bekannt wäre. Das Wort „nah“ z. B. lautet in jeder Sprache anders; nehmen wir aber das lateinische Wort „nächster" (proximus), so wird es sich erweisen, dass dasselbe in verschiedenen Formen in mehreren Sprachen gebraucht wird; wenn ich nun das Wort „nah" durch proksim ausgedrückt babe, so werde ich mehr [21] oder weniger von jedem gebildeten Menschen verstanden werden. In anderen Fällen habe ich die Wörter vorzüglich aus der lateinischen Sprache, als schon einigermassen internationalen, geschöpft. Von diesen Regeln bin ich nur da abgewichen, wo es besondere Umstände, als z. B. Vermeidung der Homonyme, oder die Vereinfachung der Orthographie, erheischten. Wenn ich nun an einen durchschnittlich gebildeten Menschen, dem die internationale Sprache völlig fremd ist, schreibe, so kann ich sicher sein, dass er mich verstehen wird, ohne öfters im Wörterbuche nachschlagen zu müssen, das er nur in manchen zweifelhaften Fällen gebrauchen wird.
Da ich jetzt in Wirklichkeit mit den Erläuterungen meiner Sprache zu Ende bin, so führe ich einige Beispiele in der internationaien Sprache an, damit sich der Leser vom oben gesagten überzeugen kann.[4]

I. Patr,o ni,a

Patr,o ni,a kiu est,as en la ĉiel,o, sankt,a est,u Vi,a nom,o,ven,u reĝ,ec,o Vi,a, est,u vol,o Vi,a, kiel en la ĉiel,o, tiel ankaŭ sur la ter,o. Pan,o,n ni,a,n ĉiu,tag,a,n don,u al ni hodiaŭ kaj pardon,u al ni ŝuld,o,j,n ni,a,j,n, kiel ni ankaŭ pardon,as al ni,a,j ŝuld,ant,o,j; ne konduk,u ni,n en tent,o,n, sed liber,ig,u ni,n de la mal,ver,a, ĉar Vi,a est,as la reg,ad,o, la fort,o kaj la glor,o etern,e. Amen!

[22]
II. El la Biblio.

Je la komenc,o Di,o kre,is la ter,o,n kaj la ĉiel,o,n. Kaj la ter,o est,is sen,form,a kaj dezert,a, kaj mal,lum,o est,is super la profund,aĵ,o, kaj la anim,o de Di,o si,n port,is super la akv,o. Kaj Di,o dir,is; est,u lum,o, kaj far,iĝ,is lum,o, Kaj Di,o vid,is la lum,o,n, ke ĝi est,as bon,a, kaj nom,is Di,o la lum,o,n tag,o, kaj la mal,lum,o,n Li nom,is nokt,o. Kaj est,is vesper,o, kaj est,is maten,o — unu tag,o. Kaj Di,o dir,is: est,u firm,aĵ,o inter la akv,o, kaj ĝi apart,ig,u akv,o,n de akv,o. Kaj Di,o kre,is la firm'aĵ,o,n kaj apart,ig,is la akv,o,n, kiu est,as sub la Firm,aĵ,o, de la akv,o, kiu est,as super la firm,aĵ,o; kaj far,iĝ,is tiel. Kaj Di,o nom'is la firm'aĵ'o'n ĉiel,o. Kaj est,is vesper,o, kaj est,is maten,o - la du,a tag,o. Kaj Di,o dir,is: kolekt,u si,n la akv,o de sub la ĉiel,o unu lok,o,n kaj montr,u si,n sek,aĵ,o; kaj far,iĝ,is tiel. Kaj Di,o nom,is la sek,aĵ,o,n ter,o, kaj la kolekt,o,j,n de la akv,o Li nom,is mar,o,j.

III. Leter'o.

Kar,a amik,o !

Mi prezent,as al mi kia,n vizaĝ,o,n vi far,os post la ricev,o de mi,a leter,o. Vi rigard,os la sub,skrib,o,n kaj ek,kri,os: "ĉu li perd,is la saĝ,o,n?! Je kia lingv,o li skrib,is ? Kio,n signif,as la foli,et,o, kiu,n li al,don,is al si,a leter,o? Trankvil,iĝ,u mi,a kar,a! Mi,a saĝ,o, kiel mi almenaŭ kred,as, est,as tut,e en ord,o. [23] Mi leg,is antaŭ kelk,a,j tago,j libr,et,o,n sub la nom,o "Lingv,o inter,naci,a." La aŭtor,o kred,ig,as, ke per tiu lingv,o oni pov,as est,i kompren,at,a de la tut,a mond,o, se eĉ la adres,it,o ne sol,e ne sci,as la lingv,o,n, sed eĉ ankaŭ ne aŭd,is pri ĝi; oni dev,as sol,e al,don,i al la leter,o mal,grand,a,n foli,et,o,n nom,at,a,n "vort,ar,o." Dezir,ant,e vid,i, ĉu tio est,as ver,a, mi skrib,as al vi en tiu lingv,o, kaj mi eĉ unu vort,o,n ne al,met,as en ali,a lingv,o, tiel kiel se ni tut,e ne kompren,us unu la lingv,o,n de la ali,a. Respond,u al mi, ĉu vi efektiv,e kompren,is, kio,n mi skrib,is. Se la afer,o propon,it,a de la aŭtor,o est,as efektiv,e bon,a, oni dev,as per ĉiu,j fort,o,j li,n help,i. Kian mi hav,os vi,a,n respond,o,n, mi send,os al vi la libr,et,o,n; montr,u ĝi,n al ĉiu,j loĝ,ant,o,j de vi,a urb,et,o, send,u ĝi,n ĉiu,n vilaĝ,o,n ĉirkaŭ la urb,et,o, ĉiu,n urb,o,n kaj urb,et,o,n, kie vi nur hav,as amik,o,j,n aŭ kon,at,oj,n. Est,as neces,e ke grand,eg,a nombr,o da person,o,j don,u si,a,n voĉ,o,n—tian post la plej mal,long,a temp,о est,os decid,it,a afer,o, kiu pov,as port,i grand,eg,a,n util,o,n al la hom,a societ,o.


MIA PENSO

Sur la kamp,o, for de l’mond,o,
Antaŭ nokt,o de somer,o
Amik,in,o en la rond,o
Kant,as kant,o,n pri l’esper,o.

[24]

Kaj pri viv,o detru,it,a
Ŝi rakont,as kompat,ant,e, –
Mi,a vund,o re,frap,it,a
Mi,n dolor,as re,sang,ant,e.

 * * *

„Ĉu vi dorm,as? Ho, sinjor,o,
Kial tia sen,mov,ec,o?
Ha, kred,ebl,e re,memor,o
El la kar,a infan,ec,o?“
Kio,n dir,i? Ne plor,ant,a
Pov,is est,i parol,ad,о
Kun fraŭl,in,o ripoz,ant,a
Post somer,a promen,ad,о!

 * * *

Mi,a pens,о kaj turment,o,
Kaj dolor,o,j kaj esper,o,j!
Kiom de mi en silent,о
Al vi ir,is jam ofer,o,j!
Kio,n hav,is mi plej kar,a,n –
La jun,ec,o,n – mi plor,ant,a
Met,is mem sur la altar,o,n
De la dev,о ordon,ant,a!

 * * *

Fajr,o,n sent,as mi intern,e,
Viv,i ankaŭ mi dezir,as, –
Io pel,as mi,n etern,e,
Se mi al gaj,ul,o,j ir,as …
Se ne plaĉ,as al la sort,o
Mi,a pen,o kaj labor,о –
Ven,u tuj al mi la mort,o,
En esper,o – sen dolor,o!

[25]
V. El Heine’.

  En sonĝ,o princ,in,o,n mi vid,is
Kun vang,o,j mal,sek,a,j de plor,o, –
Sub arb,o, sub verd,a ni sid,is
Ten,ant,e si,n kor,o ĉe kor,o.

 * * *

  „De l’patr,o de l’vi,a la kron,o
Por mi ĝi ne est,as hav,ind,a!
For, for li,a sceptr,o kaj tron,o –
Vi,n mem mi dezir,as, am,ind,a!“

 * * *

  — „Ne ebl,e!“ ŝi al mi re,dir,as:
„En tomb,o mi est,as ten,at,a,
Mi nur en la nokt,o el,ir,as
Al vi, mi,a sol,e am,at,a!“


VI. Ho, mi,a kor’.

Ho, mi,a kor’, ne bat,u mal,trankvil,e,
El mi,a brust,o nun ne salt,u for!
Jam ten,i mi,n ne pov,as mi facil,e
Ho, mi,a kor’!

 * * *

Ho, mi,a kor’! Post long,a labor,ad,o
Ĉu mi ne vink,os en decid,a hor’!
Sufiĉ,e! trankvil,iĝ,u de l’bat,ad,o,
Ho, mi,a kor’!




[26]
III.

Die Analyse der Haupteigenthümlichkeiten meiner Sprache wäre also mit der Besprechung der ersten zwei Aufgaben beendigt. Ich habe gezeigt, was für Vortheile die Sprache demjenigen bietet, der sie erlernt hat; ich habe bewiesen, dass ihr Erfolg von dem Verhalten des Publikums ihr gegenüber ganz unabhängig ist, dass sie wirklich das Recht hat „international" genannt zu werden, auch dann noch, wenn Niemand auf der Welt von ihr hören wollte; dass sie wirklich Jeden, der sie erlernt hat, in den Stand setzt, sich mit Personen jeder anderen Nationalität zu unterhalten, wenn nur diese Personen lesen und schreiben können. Aber meine Sprache hat noch einen anderen Zweck: nicht genug, dass sie zur internationalen werde, sie soll auch eine allgemeine werden, d. h. dazu kommen, dass der grösste Theil derjenigen, welche lesen und schreiben können, sie mit Fertigkeit spreche. Auf die Unterstützung des Publikums zur Erreichung dieses Zweckes zu rechnen — hiesse auf einen schwankenden und phantastischen Grund bauen, da der bei weitem grösste Theil des Publikums Nichts zu unterstützen liebt, sondern verlangt, dass man ihm alles fertig und bereit vorlege. Ich habe mich daher bemüht Mittel ausfindig zu machen, um mein Ziel so zu sagen unabhängig von der Unterstützung des Publikums zu erreichen. Eines dieser Mittel, das ich hier ausführlicher erläutern werde, ist eine Art von allgemeiner Abstimmung.

Hätte jeder Leser über das, was oben auseinandergesetzt worden ist, gründlich nachgedacht, so würde [27] jeder die Schlussfolgerung ziehen, dass die Kenntniss der internationalen Sprache für ihn von unbedingtem Nutzen wäre, und dass die kleine Mühe, die er auf die Erlernung derselben verwenden würde, für ihn höchst lohnend wäre; ich könnte also erwarten, dass diese Sprache sofort eine grosse Menge von Lernbegierigen finden würde. Da ich es aber vorziehe, vielmehr auf ungünstige Umstände gefasst zu sein, als mich unter rosigen Hoffnungen einzuwiegen, so nehme ich eher an, dass es am Anfange wenig Lernbegierige geben wird, wenige die einen hinreichenden Vortheil für sich in der Erlernung meiner Sprache finden werden; dass der grösste Theil meiner Leser die Sache gänzlich unberücksichtigt Lassen werde, um nur nicht Schwärmer genannt zu werden (eine Benennung die man heutzutage vor allem fürchtet). Was ist also nöthig, um diese Menge gleichgültiger und unentschlossener Menschen zur Erlernung der internationalen Sprache zu veranlassen ?

Könnten wir, so zu sagen, die Gedanken dieser Gleichgültigen lesen, würden wir ganz bestimmt Folgendes wahrnehmen: im Grunde genommen, hat keiner von ihnen etwas gegen die Einführung einer internationalen Sprache einzuwenden,—ganz im Gegentheil, Jeder von ihnen würde diese Thatsache mit Freuden begrüssen; nur möchte er, dass, ohne die geringste Mühe und ohne das kleinste Opfer seinerseits, es eines Tages erwiesen wäre, dass die Mehrheit der gebildeten Menschen dieser Sprache mächtig sei. In diesem Falle allerdings, würde der Gleichgültigste sich beeilen, diese Sprache zu erlernen: denn sich dann die kleine Mühe ersparen, um eine Sprache zu er [28] lernen, die oben erwähnte Vortheile besitzt und die schon vom grössten Theile der Gebildeten benutzt wird,—wäre doch zu kindisch.

Um dem Publikum Alles schon bereit zu geben, ohne die geringste Initiative von irgend jemand zu erfordern, ohne irgend ein Opfer zu verlangen, und damit es sich eines Tages erweise, dass ein bedeutender Theil der Menschheit die internationale Sprache entweder schon erlernt hat, oder doch sie zu er­ lernen öffentlich versprochen hat, — verfahre ich auf folgende Weise:

Die gegenwärtige Broschüre wird in der ganzen Welt verbreitet werden, Ohne die Erlernung dieser Sprache, oder ŭberhaupt irgend etwas, was Zeit, Mühe oder Geld kosten würde, zu verlangen, ersuche ich nur dringend jeden Leser die Feder in die Hand nehmen zu wollen, um eines der weiter unten beigefügten Blankette auszufüllen, und es dann an mich adressiren zu wollen. Der Inhalt der Blankette ist folgender:

"Der Unterzeichnete verspricht hiermit, die von D-r Esperanto vorgeschlagene internationale Sprache zu erlernen wenn es erwiesen sein wird, dass zehn Millionen Menschen öffentlich dasselbe Versprechen gegeben haben". Hierauf folgen die Unterschrift und das Siegel,[5] und auf der Kehrseite des Blanketts der vollständige Name nebst genauer Adresse des Absenders [29] Derjenige, der gegen die Einführung der internationalen Sprache grundsätzlich etwas anzuführen hätte, wird gebeten, das Blankett zurückzusenden mit durchstrichenem Texte und mit der Aufschrift "kontraü" (gegen). Wer aber andererseits in jedem Faile die Sprache zu erlernen wünscht, abgesehn von der Anzahl ihrer Anhänger, möge gefälligst die zweite Hälfte des Textes durchstreichen und sie durch das Wort "sen,kondiĉ,e" (unbedingt) ersetzen.

Das Unterschreiben dieses oben erwähnten Versprechens erfordert nicht das geringste Opfer, und verpflichtet zu Nichts im Falle das ganze Unternehmen Misslingen sollte; dieses Versprechen hat nur dann einen Werth, im Falle wenn zehn Millionen anderer Mensehen die Sprache lernen wollen. In diesem Falle aber wäre es von Seiten des Unterzeichners kein Opfer mehr, sondern eine Sache, die er sich von selbst beeilen würde auszuführen, ohne jedwedes Versprechen. Jeder Mensch aber kann, ohne ein Opfer zu bringen, und nur durch Unterzeichnung des oben erwähnten Blanketts, die Verwirklichung des traditionellen Ideales der Menschheit beschleunigen.

Wann die Zahl der eingesandten Unterschriften zehn Millionen erreicht haben wird, werden alle diese angegebenen Namen und Adressen in einem besonderen Buche veröffentlicht werden, und am Tage nach dem Erscheinen dieses Buches wird es sich erweisen dass zehn Millionen Mensehen sich gegenseitig verpflichtet haben die internationale Sprache zu erlernen, wodurch die Frage ibre Lösung gefunden haben wird. [30] Man kann zwar für jedes Ziel Unterschriften sammeln , es werden sich aber wenige Menschen finden, die ihre Unterschrift gern geben werden, wenn auch für das erhabenste und nützlichste Werk. Wenn aber diese Unterschrift die Verwirklichung eines grossen Ideales fördert, ohne von dem Unterzeichneten irgend welch’ materielles oder moralisches Opfer zu fordern, ohne irgend eine Bemühung zu beanspruchen, во können wir uns mit vollkomenem Rechte der Hoffnung hingeben, dass Niemand seine Unterschrift versagen wird. Unter solchen Umständen wäre eine Verweigerung der Unterschrift nicht nur eine leichtsinnige Behandlung des Gegenstandes, sondern sie wäre eine geflissentliche Hemmung einer gemeinnützigen Sache. Eine Verweigerung in diesem Falle liesse sich nur durch die Furcht erklären, die ein Aristokrat von Geblüt, Wissenschaft oder Finanz empfinden könnte, seinen Namen in einer Reihe mit anderen, niedriger stehenden, zu sehen. Jedoch hoffe ich, dass es nur wenige geben wird, die, von solch’ eitlem Stolze veranlasst, die Erfüllung einer für die Menschheit so wichtigen Sache hemmen möchten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass gegen die Einführung einer internationalen Sprache überhaupt—Niemand etwas einzuwenden haben wird; wenn aber Jemand die Internatio­ nale Sprache in der Gestalt, in welcher sie von mir vorgeschlagen ist, nicht billigen sollte, so möge er, anstatt des oben erwähnten Versprechens, seinen Protest einsenden. In dieser Sache irgend eine Stimme abzugeben, ist die Pflicht jedes, sogar halbgebildeten Menschen, von welchem Alter, Geschlecht oder Stande [31] er auch sei, um so mehr da das Abgeben seiner Stimme nur einige Minuten zur Ausfüllung des Blanketts erfordert, nebst dem geringen Opfer von ein Paar Pfennigen als Porto.

Die Redaktionen aller Zeitschriften warden hiermit ergebenst ersucht, den Inhalt meines Aufrufes zu veröffentlichen; jede Privatperson aber wird höflichst gebeten, mein vorgeschlagenes Project allen seinen Freunden und Bekannten mittheilen zu wollen.

---

Das oben Gesagte ist Alles, was ich über mein Werk zu sagen für nöthig gefunden habe.

Ich bin weit entfernt zu behaupten, dass die von mir projectirte Sprache vollkommen sei und dass es nichts besseres geben könne; ich habe jedoch nach besten Kräften gestrebt, allen den Forderungen gerecht zu werden, die man an eine internationale Sprache stellen kann, und nur nachdem es mir gelungen ist, alle von mir gestellten Aufgaben zu lösen, habe ich mich entschlossen, mit diesem Werke vor die Oeffentlichkeit zu treten. Ich bin aber nur ein Mensch, ich kann mich irren, kann irgend einen unverzeihlichen Fehler begangen haben, kann etwas übersehen haben, was für die Sprache von grösster Wichtigkeit wäre. Von diesen Gründen bewogen, und ehe ich zur Herausgabe von vollständigen Wörterbüchern, Zeitschriften. Büchern etc schreite, habe ich mich entschlossen, mein Werk auf den Zeitraum eines Jahres dem Urtheil des Publikums zu übergeben mit dem Ersuchen an alle Gebildeten mir ihre Meinung über dieses Werk nicht vorenthalten [32] zu wollen, Möge mir Jeder schriftlich mittheilen, was er zu ändern, zu verbessern, zu ergänzen etc. für nöthig findet. Aus den mir zugesandten Meinungen werde ich dankbar solche mir zu Nutzen machen, die sich in der That und unzweifelhaft als nützlich erweisen werden.

Nach diesen möglichen Veränderungen, die ich in diesem Falle in einer besonderen Broschüre zu veröffentlichen gedenke, wird die Sprache eine endgültige, feste Form erreichen. Sollten auch diese Verbesserungen Jemandem noch als unzulänglich erscheinen, so vergesse er nicht, dass die Sprache auch künftighin allen möglichen Verbesserungen nicht verschlossen sein wird, mit dem einzigen Unterschiede dass dieselben nicht mehr vom Verfasser ausgehen werden, sondern von einer competenten und allgemein anerkannten speciellen Akademie für die Sprache. Es ist schwer eine Internationale Sprache zu schaffen und vielleicht noch schwerer sie einzuführen, und desshalb muss unser Augenmerk hauptsächlich auf diesen Umstand gerichtet werden. Hat sich die Sprache einmal eingebürgert, ist sie im all gemeinen Gebrauche, so wird sioh schon von selbst eine competente, allgemein anerkannte Akademie bilden, welche nach und nach, fast unbemerkbar, alle : nothwendigen Verbesserungen einführen wird, sollte . sogar die Sprache mit der Zeit bis zur Unkenntlichkeit verändert werden. Aus diesem Grunde ersuche ich ergebenst die geehrten Leser, die an dieser internationalen Sprache etwas auszusetzen hätten, mir nur dann ihren Protest statt des Versprechens zusenden zu wollen, wenn sie dazu ernste Gründe hätten, näm- [33] lich wenn sie an der Sprache solche Grundfehler finden möchten, die ihrer Ansicht nach in der Zukunft nicht verbessert werden könnten.

Dieses Werk, welches mir so viel Zeit und Mühe gekostet hat, empfehle ich hiermit der Autmerksamkeit des geneigten Publikums. Ich bin überzeugt, dass jeder, dem das allgemein menschliche Wohl am Her­zen liegt, mir eine hülfreiche Hand leisten und die von mir vorgeschlagene Sache nach Kräften unterstützen wird. Die Umstände werden schon von selbst Jedem den Weg zeigen, auf welchem er der Sache behülflich sein kann. Meinerseits erlaube ich mir nur die Aufmerksamkeit der Adepten dieser Sprache darauf zu lenken, dass vor der Hand der Erfolg der Abstimmung der wichtigste Punkt ist, auf den unser Augenmerk gerichtet sein muss. Möge Jeder nur nach Kräften sein Bestes thun, und in kürzester Frist werden wir im Besitze dessen sein, wass sich die Menschheit schon so lange ersehnt hat, nämlich einer allgemeinen Sprache. [34]


manicula Der Verfasser ersucht den Leser eines der unten beigefügten Blankette auszufüllen und es ihm übersenden zu wollen, die übrigen aber in derselben Absicht unter seine Freunde und Bekannten vertheilen zu wollen.




[35]
Promes,o.[WS 2]

Mi, sub,skrib,it,a, promes,as el,lern,i la propon,it,a,n de d·r,o Esperanto lingv,o,n inter,naci,a,n, se est,os montr,it,a, ke dek milion,o,j person,o,j don,is publik,e tia,n sam,a,n promes,o,n.

Sub,skrib,o:


[36]


Nom,o:


Adres,o:




[37] [38] [39] [40] [41] [42]

[43]

VOLLSTÄNDIGES LEHRBUCH

DER INTERNATIONALEN SPRACHE.

A) Das Alphabet.

Aa, Bb, Cc, Ĉĉ, Dd, Ee, Ff,
a b c, z tch d e f
Gg, Ĝĝ, Hh, Ĥĥ, Ii, Jj, Ĵĵ,
g dsh, dj h ch i j sh, j
Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Rr,
k l m n o p r
Ss, Ŝŝ, Tt, Uu, Ŭŭ, Vv, Zz.
ss sch t u kurzes u v s.

Anmerkung: ĝ lautet wie das englische „g“ in „gentleman“; ĵ – wie das französische „j“ in „journal“; ŭ – wie das kurze „u“ in „glauben“.

[44]
B) Redetheile.

1) Der bestimmte Artikel ist la, für alle Geschlechter und Fälle, für die Einzahl und Mehrzahl. Einen unbestimmten Artikel gibt es nicht.

2) Das Hauptwort bekommt immer die Endung o. Der Plural bekommt die Endung j. Es gibt nur zwei Fälle: Nominativ und Akkusativ; der letztere entsteht aus dem Nominativ, indem die Endung n hinzugefügt wird. Die übrigen Fälle werden vermittelst der Präpositionen ausgedrückt: der Genitiv durch de (von), der Dativ durch al (zu), der Ablativ durch kun (mit), oder andere, dem Sinne entsprechende, Präpositionen. Z. B. la patr,o der Vater, al la patr,o dem Vater, la patr,o,n den Vater, la patr,o,j,n die Väter (Akkusativ).

3) Das Eigenschaftswort endet immer auf a. Declination wie beim Substantiv. Der Comparativ wird mit Hülfe des Wortes pli (mehr), der Superlativ durch plej (am meisten) gebildet. Das Wort „als“ heisst ol. Z. B. pli blank,a ol neĝ,o weisser als Schnee.

4) Die Grundzahlwörter (undeclinirbar) sind folgende: unu (1), du (2), tri (3), kvar (4), kvin (5), ses (6), sep (7), ok (8), naŭ (9), dek (10), cent (100), mil (1000). Zehner und Hunderte werden durch einfache Anreihung der Zahlwörter gebildet; z. B.: kvin,cent tri,dek tri = 533. Ordnungszahlwörter entstehen, indem sie die Endung des Adjektivs annehmen; z. B. kvar,a vierter. Vervielfältigungszahlwörter [45] – durch Einschiebung des Suffixes obl; z. B.: tri,obl,a dreifach. Bruchzahlwörter – durch on; z. B. kvar,on,o ein Viertel. Sammelzahlwörter – durch op; z. B. du,op,e selbander. Distributive Zahlwörter – durch das Wort po; z. B. po kvin zu fünf. Ausserdem giebt es Substantiv- und Adverbialzahlwörter; z. B. cent,o das Hundert, du,e zweitens.

5) Die persönlichen Fürwörter sind: mi (ich), vi (du, Ihr), li (er), ŝi (sie), ĝi (es; von Thieren oder Sachen), si (sich), ni (wir), ili (sie [Mehrzahl]), oni (man). Possessive Pronomina werden durch die Hinzufügung der Endung des Adjectivs gebildet. Die Pronomina werden gleich den Substantiven declinirt. Z. B.: mi,a mein, mi,n mich.

6) Das Zeitwort hat weder Personen noch Mehrzahl; z. B. mi far,as ich mache, la patr,o far,as der Vater macht; ili far,as sie machen.

Formen des Zeitwortes:

a) Das Praesens endet auf as; z. B. mi far,as ich mache.

b) Die vergangene Zeit – auf is; z. B. li far,is er hat gemacht.

c) Das Futurum – auf os; z. B. ili far,os sie werden machen.

ĉ) Der Conditionalis – auf us; z. B. ŝi far,us sie würde machen.

d) Der Imperativ – auf u; z. B. far,u mache, macht; ni far,u lasset uns machen.

e) Der Infinitiv – auf i; z. B. far,i machen.

[46]
Participien:

f) Participium praesentis activi – auf ant; z. B. far,ant,a machender, far,ant,e machend.

g) Participium perfecti – int; z. B. far,int,a der gemacht hat.

ĝ) Participium futuri – ont; z. B. far,ont,a der machen wird.

h) Participium praesentis passivi – at; z. B. far,at,a der gemacht wird.

ĥ) Participium perfecti passivi – it; z. B. far,it,a gemacht.

i) Participium futuri passivi – ot; z. B. far,ot,a der gemacht werden wird.

Alle Formen des Passivs werden mit Hülfe der entsprechenden Form des Wortes est (sein) und des Participium praesentis passivi des gegebenen Zeitwortes gebildet, wobei die Präposition de gebraucht wird; z. B. ŝi est,as am,at,a de ĉiu,j sie wird von Allen geliebt.

7) Das Adverbium endet auf e; Comparation wie beim Adjectiv. Z. B. mi,a frat,o pli bon,e kant,as ol mi – mein Bruder singt besser als ich.

8) Alle Präpositionen regieren den Nominativ.

C) Allgemeine Regeln.

1) Jedes Wort wird gelesen so wie es geschrieben ist.

2) Der Accent fällt immer auf die vorletzte Silbe.

[47] 3) Zusammengesetzte Wörter entstehen durch einfache Anreihung der Wörter, indem man sie durch Kommas trennt. Das Grundwort kommt zuletzt. Grammatikalische Endungen werden als selbstständige Wörter betrachtet. Z. B.: vapor,ŝip,o (Dampfschiff) besteht aus vapor Dampf, ŝip Schiff, und o-Endung des Substantivs.

4) Wenn im Satze ein Wort vorkommt, das von selbst eine verneinende Bedeutung hat, so wird die Negation ne weggelassen; z. B.: mi nenio,n vid,is ich habe Nichts gesehen.

5) Auf die Frage „wohin“ nehmen die Wörter die Endung des Accusativs an; z. B. tie da, tie,n dahin; Varsovi,o,n nach Warschau.

6) Jede Präposition hat eine bestimmte, feste Bedeutung; ist es aber aus dem Sinne des Satzes nicht ersichtlich, welche Präposition anzuwenden ist, so wird die Präposition je gebraucht, welche keine selbstständige Bedeutung hat; z. B. ĝoj,i je tio sich darüber freuen, rid,i je tio darüber lachen, enu,o je la patr,uj,o Sehnsucht nach dem Vaterlande etc. Die Klarheit leidet keineswegs darunter, da doch dasselbe in allen Sprachen geschieht, nämlich, dass man in solchen Fällen eine beliebige Präposition gebraucht, wenn sie nur einmal angenommen ist. In der internationalen Sprache wird in solchen Fällen immer nur die eine Präposition je angewendet. Statt der Präposition je kann man auch den Accusativ ohne Präposition gebrauchen, wo kein Doppelsinn zu befürchten ist.

[48] 7) Sogenannte Fremdwörter, d. h. solche Wörter, welche die Mehrheit der Sprachen аus einer und derselben fremden Quelle entlehnt hat, werden in der internationalen Sprache unverändert gebraucht, indem sie nur die internationale Orthographie annehmen; aber bei verschiedenen Wörtern, die eine gemeinsame Wurzel haben, ist еs besser nur das Grundwort unverändert zu gebrauchen, die abgeleiteten Wörter aber – nach den Regeln der internationalen Sprache zu bilden; z. B.: Theater teatr,o — theatralisch teatr,a.

8) Die Endung des Substantivs und dee Artikels kann ausgelassen werden, indem man dieselbe durch einen Apostroph ersetzt; z. B.: Ŝiller’ statt Ŝiller,o; de l’mond,o statt de la mond,o.




[49] Seite:Internationale Sprache, Warschau, 1887.pdf/49 [50] Seite:Internationale Sprache, Warschau, 1887.pdf/50


  1. Selbstverständlich kann man nicht die Anzahl derjenigen, die diese Sprache erlernt haben, nach der Anzahl der verkauften Exemplare berechnen.
  2. Davon kann sich jeder überzeugen, da doch am Ende dieses Werkchens ein vollständiges Lehrbuch, aus einigen Seiten bestehend, beigefügt ist.
  3. Da diesem Werkchen einige Sprachproben nebst einem Wörterbuche beigefügt sind, so kann sich der Leser sogleich davon überzeugen.
  4. Im Briefwechsel mit solchen Personen, die der internationalen Sprache schon mächtig sind, oder in Werken, die für eben solche Personen bestimmt sind, können die Komms zwischen den verschiedenen Theilen der Wörter wegfallen.
  5. Solche Personen, welche kein eigenes Siegel besitzen, können dasjenige irgend einer anderen Person benutzen, die dann für die Echteit der Unterschrift bürgt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Unwahrschein,|lichkeit
  2. Dieses Formular erscheint insgesamt 16mal auf dieser und den nächsten Seiten.