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Walther Kabel: Löwenjagd im Aeroplan. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 5, S. 208–212

„Als wir mit der Eisenbahn auf der Station Vrijburg in Betschuanaland anlangten,“ erzählt Patterson, „sah ich erst, in welch vorzüglicher Weise Levallier alles vorbereitet hatte. Am Bahnhof erwarteten uns drei mächtige Ochsenwagen, mit denen wir die Fahrt in die Kalaharisteppe antreten sollten. Auf zweien der geräumigen Gefährte wurden das auseinandergenommene Flugzeug, das notwendige Reparaturmaterial, Ersatzteile und Benzinbehälter verstaut. Der dritte Wagen diente uns Europäern als Wohnung. Die Begleitung der Ochsenwagen bestand aus einigen achtzig Kaffern und sechs Buren. Letztere, die mit der Löwenjagd genau Bescheid wußten und schon vorher das günstigste Jagdgebiet ausgesucht hatten, waren rauhe, wenig zugängliche Gesellen, die für alles, was Engländer hieß, eine offene Abneigung bezeigten. Auf dem Wege durch die von Waldstücken durchschnittene Steppe nahm Levallier, wo sich ihm nur ein dankbares Objekt bot, fleißig kinematographische Bilder auf – Negertänze, Götzenfeste, Straußenjagden und ähnliches.

Nach vierzehntägigem Marsche erreichten wir den Fluß Molopo, ein Gewässer, das in der trockenen Jahreszeit nur aus sumpfigen Wasserlachen besteht. Hier am Ufer des Molopo wurde das Lager aufgeschlagen. Schon in der ersten Nacht hörten wir deutlich das Brüllen einiger Löwen, die sich sicher um den von uns auf einer flachen Grasebene angebundenen Zugochsen stritten. Durch das Opfer dieses Ochsen hofften wir die Bestien, die oft beim Nahen einer Karawane sich weit in die Einöde zurückziehen, an Ort und Stelle festzuhalten.

Als wir am nächsten Morgen den Platz besuchten, wo der arme Ochse zurückgelassen worden war, fanden wir von ihm nur noch den ziemlich unversehrten Schädel und einige weit umhergestreute Knochen. Levallier photographierte den Platz, nachdem er dazu noch ein paar wirkungsvolle Bilder gestellt hatte. Als der Abend anbrach, mußte ein zweiter Ochse den Todesgang nach jener Stelle antreten.

So opferten wir im ganzen vier Tiere, erreichten dadurch aber auch, daß sich im Laufe der Zeit nicht weniger als sieben Löwen zusammengefunden hatten, wie die Buren aus den

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Walther Kabel: Löwenjagd im Aeroplan. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 5, S. 208–212. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:L%C3%B6wenjagd_im_Aeroplan.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)