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Walther Kabel: Löwenjagd im Aeroplan. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 5, S. 208–212

Fährten feststellten. Die Bestien hatten sämtlich in einer dornenbewachsenen, etwa drei Kilometer entfernten Schlucht ihr Quartier aufgeschlagen, was ebenfalls durch die Buren ausgekundschaftet wurde. Unter diesen Umständen konnten wir endlich daran denken, an die Ausführung unseres eigentlichen Zweckes zu gehen.

Inzwischen hatte ich meine Maschine mit Hilfe meines Technikers fertig montiert und auch einen kurzen Probeflug unternommen, der zu vollster Zufriedenheit ausfiel. Leutnant Croce saß dabei vor mir auf dem eigentlichen Führersitz meines Eindeckers, wo er mehr Bewegungsfreiheit hatte, während ich die Lenkung von dem Passagiersitz aus besorgte, eine nicht gerade leichte Aufgabe.

Der wichtige Tag war da. Gegen fünf Uhr, als eben die ersten hellen Streifen am östlichen Horizont sichtbar wurden, verließen vier von den Buren mit den zumeist mit alten Steinschloßflinten bewaffneten Treibern, etwa achtzig an der Zahl, das Lager, um jene Dornenschlucht zu umstellen. Zwei Stunden später brachen wir anderen auf. Zehn Kaffern zogen an langen Seilen die Maschine, die in dem hohen Grase nur schwer vorwärts kam. Endlich langte unser Trupp in der Nähe der Schlucht an. Den Ort, wo das Flugzeug bequem anlaufen konnte, hatten wir schon ausgesucht. Es war ein sandiger, ebener Fleck ohne hindernden Graswuchs, für unsere Zwecke also wie geschaffen.

Mit kräftigem Handschlag verabschiedeten wir, Croce und ich, uns dann von Levallier, der mit dem kinematographischen Aufnahmeapparat in einem Gebüsch ziemlich dicht vor der Schlucht Aufstellung nahm. Als Bedeckung sollten Levallier zwei der Buren, mein Monteur und die zehn mit guten Hinterladern bewaffneten Kaffern, die vorher den Aeroplan gezogen hatten, dienen. Der Motor wurde, nachdem wir auf dem Eindecker Platz genommen, angekurbelt, und nach kurzem Anlauf stiegen wir tadellos auf. Nach unserer Verabredung schlug ich in etwa hundert Meter Höhe die Richtung nach unserem Lager ein, um zunächst zu probieren, ob der Motor auch sicher funktionierte. In weitem Bogen kehrten wir dann zurück.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Löwenjagd im Aeroplan. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 5, S. 208–212. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:L%C3%B6wenjagd_im_Aeroplan.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)