Das den Tyrannen peitscht mit Zornesruthen,
Den Niedern hebt, und Kerker licht erhellt.
Nicht Schöpfer mehr - Zerstörer sollt' er heißen,
Denn Der zerstört, der nicht, die ihm beschert,
Des Leibes Unwerth und des Geistes Werth.
Erwache, großer Geist vergangner Zeiten!
Von deiner Harfe reiß das Nebeltuch,
Und wieder leih die Schwingen du, die breiten,
O prophezei nicht mehr den Glanz von morgen,
Die Wahrheit kühn zu fordern, zaudre nicht;
Auf ihren Altar lege Wünsch' und Sorgen,
Der Jugend Hoffnung, Gluth und Zuversicht!
Sag nicht, du hörtest seinen Schritt von fern,
Als hättest du's wie Flügelschlag vernommen,
Unheimlich rauschend auf entlegnem Stern.
Sei länger nicht Prophet - o sei der Dichter!
Wenn aller Schönheit Meister du und Richter,
Die höchste Schönheit in dir selbst vereinst.
O du, verzehrt von stürmischem Verlangen,
Dem eine dunkle Geisterstimme rief,
Von Lieb' und Furcht, von Zweifeln, hehr und tief,
Du mit der nervigen Hand und straffen Sehnen
Und mit der Seele, freiheitsdurstgenährt,
Adolf Strodtmann: Lieder- und Balladenbuch amerikanischer und englischer Dichter der Gegenwart. Hoffmann & Campe, Hamburg 1862, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lieder_und_Balladenbuch-Strodtmann-1862.djvu/22&oldid=- (Version vom 5.12.2016)