Seite:Lieder und Balladenbuch-Strodtmann-1862.djvu/241

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     Halb seufzend langte sie herab
Den Schrein mit schmucker Silberzier,
     Und mit gepresster Lippe gab

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Sie stolz zurück die Briefe mir;

     Die Perlen auch, den Ring der Braut,
Den ich als Liebespfand verlieh –
     Auf todten Kindes Sächlein schaut
Ein Vater wohl, wie ich auf die!

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     Wie rings mich Lügenwerk umdroht,

Vernahm ich von ihr zürnend dort;
     Sie sprach, als sei ihr Lieben todt,
Doch Feuer glüht’ in meinem Wort.
     „Nichts mehr von Lieb’! Ihr führt uns an –

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Nie sollt ihr fürder blind mich schaun!

     Ich traue künftig nur dem Mann,
Dem Weibe darf man nicht vertraun!

     Verleumdung, Trug, der schnell zerstiebt,
(Der schlimmste noch ist Weibertrug!)

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     Und du, die einst ich so geliebt,

Sind schuld an meines Lebens Fluch!“
     Ich sprach mit Seele, Kraft und Gluth,
Das Herz mit Angst erfüllt’ ich ihr – –
     Wie von dem Berg des Gießbachs Fluth,

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Uns in die Arme stürzten wir!