Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 230.jpg

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seynd besagte Schwefel- und Bergsaltz warme Bäder / so in ihrer Vermischung viel weise Erdkreiden haben. Umb solches Bad / und im Bad selbsten / seynd viel grosse Schlangen / haben aber keinen Gifft; deren Bisse auch die Knaben / umb einen Heller / oder Pfenning / an einem jeden Glied des Leibes / wo mans von ihnen begehrt / ohne Schaden und unerschrocken außhalten; wie hievon Bauhinus in Beschreibung des Bollerbads / lib. 3. cap. ult. pag. 268. und Zeileri 59. Dialogus, p. 403. zu lesen. Die Antiquitates Galliae machen den Römer Cajum Sextium zu derselben Erfinder. Das Wasser ist gar klar / und seynd die Behalter desselben mit Quadersteinen eingefast. Neben dem Brunnen solches Bads ist ein anderer von gar süssem Wasser / darüber sich zu verwundern. Eine kleine Meil von hinnen ligt das Schloß Zonas, dessen Herrn Anno 1602. die Genffer / auff einer ihrer Pasteyen / haben auffhencken lassen; davon / und was ihme seine Ehefrau für Lieb und Treu erzeugt hat / Meteran. in diesem Jahr wol zu lesen ist. Lese auch das Theatrum Tragicum, in den Notis, die Zeil. darzu gemacht. Siehe unten Estignay.


Alben.

Zugenant Saar-Alben / weilen dieses Städtlein und Schloß an dem Fluß Saar / zwischen Gemünd / und Saarbrückenheim / oder Bockenheim / im Westerreich gelegen. Gehört dem Hertzoge von Lothringen.


S. André.

Ein Marcktflecken in Savoien / zwischen S. Michael und Modane, gar hoch gelegen; davon in Zeileri Itinerario Italiae fol. 37. a.


Barault.

Eine Vestung 2. Meiln (ein Frantzos sagt nur von einer / und 5. von Grenoble) von Montmelian gelegen / so der Hertzog von Savoia Anno 1597. erbaut / nicht lang hernach der Lesdiguerius für den König in Franckreich erobert / und dieselbe unter dem Obristen Heyd / einem Schweitzer / besetzt hat. Der Königlich Frantzösische Geographus, Christophorus Tassinus schreibet / daß diese Vestung also von einem nahend gelegenen grossen Marcktflecken genant werde / und die auff einem kleinen Berglein / nahend dem Fluß Arch / oder Larch / gelegen seye. Gölnizius heist es Barraux; wie auch ein Frantzösischer Autor.


Bareman.

Ein Marcktflecken in Savoien / so vor Zeiten eine Stadt gewesen. Wann man von hinnen gegen dem Berg Cenis reisset / wird ein Capell mit unterschiedlichem Gemählwerck gewiesen / darunter eine Jungfrau / so am vordern Theil gantz nackend / mit den Händen ein menschlich Haupt und Beine hält. Der halbe Theil deß Angesichts ist fleischern / der andere halbe Theil beinern. Bey ihr werden die Höllische Göttinnen / und die Laster / mit den Schmertzen / oder Quaal und Pein / und den Teuffeln / gesehen. Die Schrifft dabey lautet also: O Lecteur regarde moy; O Leser / siehe mich an / oder beschaue mich.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_230.jpg&oldid=- (Version vom 30.9.2022)