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dem 18. Jahrhundert. Und nicht bloß die Altstadt weist diese Spuren auf, noch weit mehr die Neustadt, wenn sie auch nicht so berühmte Bauwerke besitzt wie die Altstadt. Das ist zum Teil die Folge der gewaltigen Feuersbrunst, die im Jahre 1685 Alt-Dresden verheerte. Vormittags 11 Uhr am 6. August brach das Feuer aus, und von einem heftigen Winde getrieben, verzehrte es bis zum Nachmittag fast die ganze Stadt rechts der Elbe samt der Kirche mit dem Glockenturm, den Pfarr- und den Schulgebäuden. 336 Häuser gingen in Flammen auf; gerettet wurden nur 21 Häuser an der Elbe, das Rathaus und der Jägerhof. Für die armen Bewohner bedeutete dieser Brand ein entsetzliches Unglück, aber architektonische Kostbarkeiten sind dadurch für Dresden nicht verloren gegangen. Denn die verbrannten Häuser waren größtenteils aus Holz und mit Schindeln gedeckt.

Johann Georg III. aber benutzte diese Gelegenheit, um für Alt-Dresden eine ganz neue und verbesserte Anlage vorzuschreiben. Den neuen Bebauungsplan entwarf sein Festungsbaumeister Artillerieoberst Caspar von Klengel. Dieser Plan legte die Hauptstraße vom Markt nach dem Schwarzen Tor (jetzt Albertplatz) fest und verband damit ein Netz geradliniger Straßen. Der Plan ward zwar nicht völlig ausgeführt, aber was davon ausgeführt wurde – die breite Hauptstraße (1687) und die Heinrichstraße – veränderte das alte Bild von Grund aus und gab dem Stadtteil das wesentliche neue Gepräge. Zugleich hörte damit der Fachwerkbau für Alt-Dresden gänzlich auf, alle neuen Häuser wurden in Stein errichtet. In zwei Jahren entstanden damals 72 neue Häuser. Die Bautätigkeit hielt indes nicht lange an. Mit dem Tode Johann Georgs III. geriet der Ausbau Alt-Dresdens alsbald wieder ins Stocken und erst August der Starke führte ihn glücklich und glanzvoll zu Ende.

AUGUST DER STARKE.

Selten hat wohl ein Fürst geherrscht, der so viel echten Kunstsinn mit so viel Kenntnissen, Tatkraft und Geschick vereinte, wie August der Starke. Pracht und Vergnügen suchte er allenthalben, aber künstlerischer Ernst und starkes ästhetisches Empfinden waren ihm dabei im höchsten Maße eigen. Seinem Prachtbedürfnis, seinem Herrschersinn, seinen Ansprüchen an Schönheit genügte die Stadt Dresden in keiner Weise. Sie war noch immer eine Festung, innerhalb

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/112&oldid=- (Version vom 15.9.2022)