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, von dem feinen künstlerischen Empfinden, das ihn beseelte, von der Kennerschaft, die er sich erworben hatte. Niemand verstand sich besser als er auf die Prüfung der Edelsteine, in der Baukunst schrieben ihm seine Zeitgenossen ebensoviel Freude an ihren Schöpfungen wie Verständnis zu, an der Technik hatte er das gleiche große Interesse wie Kurfürst August I. und andere seiner Vorfahren. Er selbst war zwar nicht künstlerisch tätig, aber stundenlang konnte er seinem Goldschmied Dinglinger oder dem Steinschneider Hübner bei ihrer Arbeit zusehen und auch den Malern und Bildhauern ging er wiederholt prüfend und ratend zur Hand.

J. J. Winckelmann sagt im Eingang seiner ersten Schrift (Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst § 3): ,,Man muß gestehen, daß die Regierung des großen Augusts der eigentliche glückliche Zeitpunkt ist, in welchem die Künste, als eine fremde Kolonie, Sachsen eingeführt werden.“ Für das Kunstgewerbe trifft das nicht vollständig zu; denn auf diesem Gebiete hat August fast nur deutsche Künstler beschäftigt. Tschirnhaus, Böttger, der das Porzellan erfand, und seine Genossen, die diese Erfindung so großartig ausgestalteten, der Hofjuwelier Melchior Dinglinger, der so vieles für das Grüne Gewölbe schuf, die Hofsilberarbeiter Christian Gottlob Irminger, Georg Gerbeck und Paul Ingermann, der Bernstein- und Elfenbeinschnitzer Wilhelm Krüger aus Danzig, der die vier Bettler im Grünen Gewölbe nach Zeichnungen des Murillo schnitzte, sie alle waren Deutsche, nicht minder die zahlreichen Augsburger Goldschmiede, bei denen August der Starke so vieles kaufte und bestellte. Was Winckelmann fortfahrend an August III. rühmt: ,, Unter seinem Nachfolger, dem deutschen Titus, sind die Künste Sachsen eigen geworden, und durch sie wird der gute Geschmack allgemein“; dieses Lob kommt auch schon August dem Starken zu. Denn durch seine Fürsorge und seine Bestellungen wurden die künstlerischen Fähigkeiten, die er erweckte, in Dresden auch wirklich heimisch.

Auch schon im 16. und 17. Jahrhundert hatte Dresden einzelne hervorragende Kunsthandwerker. Von einer Blüte des Kunsthandwerks kann allerdings nicht die Rede sein, vielmehr stammen die meisten Kostbarkeiten in der Kunstkammer und im Grünen Gewölbe

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/150&oldid=- (Version vom 11.2.2023)