Seite:Paul Schumann - Dresden.pdf/338

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Entwickelung der Textilkunst von der ägyptisch-koptischen Zeit bis zum Empire vor. Ausgezeichnet vertreten ist das Meißner Porzellan: man sieht da u. a. einen alten japanischen Teller, der vielleicht als Vorbild für das Meißner Zwiebelmuster gedient hat, sowie einige Stücke des berühmten prächtigen Schwanenservices, das Joachim Kändler 1747–51 für den Minister Grafen Brühl anfertigte. Der gegenwärtige Besitzer des Schlosses Pförten hat diese Stücke aus dem Graf Brühlschen Hausfideikommiß für das Museum hergeliehen: den Tritonen-Tafelaufsatz, eine Terrine, einen Apfelsinenbecher, Burgundergläser und Flaschenhalter, Brühnapf, Bratenschüssel und Bratenglocke. Auch eine ganze Anzahl weißer Büsten aus dem Josephinen-Stift zu Dresden und aus dem Besitz des Museums sind besonders zu nennen. Die lange Reihe der Meißner Porzellane schließt mıt den Erzeugnissen der Gegenwart, die von der königlichen Porzellanmanufaktur hergeliehen werden und zuweilen gewechselt werden sollen. Von hervorragenden Einzelstücken nennen wir endlich noch einen Groliereinband, einen mächtigen Krug mit tiefblauer Glasur und aufgelegten Ornamenten von dem Annaberger Töpfer Martin Koller 1569, Edelmetallgeräte aus der evangelischen Hofkirche von Kellerdaler und Thelot, sowie einen Schmuckschrank aus Ebenholz mit Elfenbeineinlage von O. B. Friedrich in Dresden.

DAS STADT-MUSEUM,

das im Jahre 1890 gegründet und von Prof. Otto Richter eingerichtet wurde, ist in der Hauptsache der Geschichte Dresdens gewidmet, besitzt aber auch eine Anzahl von Kunstwerken, die für Dresden als Kunststätte ın Betracht kommen. Namentlich sind hier eine Reihe von Werken untergebracht, die sich früher in den Kirchen oder auf den Friedhöfen befanden. Erwähnenswert sind außer schon früher genannten Kunstwerken die zehn großen Tafelbilder von Meister Hans dem Maler vom Jahre 1529, welche die zehn Gebote darstellen, und ein Relief der Kreuzabnahme in Bronze, auch eine Reihe Grabdenkmäler in Bronze und Marmor aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Beim letzten Umbau der Kreuzkirche wurde dem Sarge des 1613 dort beigesetzten Herzogs Albrecht von Schleswig-Holstein der Gold- und Edelsteinschmuck entnommen, den man dem Verstorbenen mitgegeben hatte. Er ist ebenfalls im Stadtmuseum untergebracht. Es beherbergt weiter den Silber-

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/338&oldid=- (Version vom 18.3.2023)