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schmale Kerze an und stellte sie auf einen niedrigen Schemel, daß ihre Flamme keinen Fuß hoch reichte und im Zimmer nur so geisterte.

Das Tor war verschlossen und mit einem Eisenstab verrammelt.

Alle waren still und warteten und saßen an der Wand zwischen den Fenstern oder in Winkeln, wo man vor einer verirrten Kugel sicher zu sein glaubte. Für heute war das Grausame erwartet. Ohne Warum. Seit dem Nachmittag hatte das Gerücht wie ein Lauffeuer die Gassen gepeitscht, und abends saß es schon in jedem Haus fest und kroch unter die Wangen und höhlte sie mit Maulwurfseifer. Es wollte keiner allein sein. Aus je drei oder vier Häusern kamen sie mit Kindern und Windeln bei einem Nachbar zusammen, bevor noch der Abend die Unmenschen zu ihrem Tun lockte.

In der Nacht sollte es aber losgehen. Der Kommandeur hatte den Kosaken diese Nacht geschenkt. Ganz einfach, wie man einen Rock verschenkt: „Soldaten! die Nacht ist euer!“ – hatte der Kommandeur gesagt. – „Und es darf keiner von der Sonne ertappt werden!“ – hatte er hinzugefügt.

Und die Nächte hatten sich schon so sehr ausgewachsen...

Awrum ging im Zimmer auf und nieder. Von den Jungens im Winkel abgesehen, war er der einzige Mann hier im Hause. Die anderen Männer waren eingerückt. Awrum gehörte zu den Alten. Zu den Alten, deren Vorsicht Vertrauen einflößt und deren Kraft, wenn’s nottut, einen sicher macht. Und

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Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)