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sie vom Dorf in die Stadt, da borgte sie beim Nachbar einige Rubel. Denn zuhaus war kein Bares und in der Stadt gibt man keinem umsonst was zu essen. In der Stadt ging sie von einer Tür zur anderen... Und wenn sie die richtige Tür fand, war der Tschinownik wo weg, und wenn sie ihn traf, hieß er sie morgen oder übermorgen kommen, da die zehn Rubel von Petersburg noch nicht da waren. Ausgerechnet, die zehn Rubel, die man ihr für Andrij Gawrylowitsch auszuzahlen hatte! Sie mußte dann in der Stadt zwei oder drei Tage oder gar eine Woche lang bleiben und wenn sie richtig schon dran war, ausbezahlt zu bekommen, da bekam sie Püffe zu fühlen und man fragte sie zuletzt, was sie suche. „Ich komme für Andrij Gawrylowitsch’ Beine zehn Rubel zu holen“ – sagte die Mutter. Job twoja matj, swinia“ – erwiderte man ihr – „du bekommst nur sieben.“ So haben sie es ihr vorgemacht. Sieben Rubel bekam sie bar. Einige Rubel mußte sie dem Nachbar zurückzahlen, einen Rubel gab sie dem Popen, daß er eine Messe für Andrij Gawrylowitsch lese, und ein oder zwei Rubel blieben ihr. Dem Tschinownik blieben mehr in der Hand. Ja, so gehts bei uns! So kann’s auch meinem Weibe geschehen. Wer weiß es? Heute mich, morgen dich. Warum solls auch mich nicht treffen?“

Seine Stimme wurde gedämpft, weich; sie brach sich, schlug wieder um. Er ließ es nicht zu Tränen kommen.

Schulim sah diesen Soldaten mit seltsamen Augen an. Seine Stimme hatte die Gedämpftheit des

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Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/48&oldid=- (Version vom 14.5.2018)