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Überzeugenden angenommen; sein ganzer Körper vibrierte, wie es zu geschehen pflegt, wenn man mit dem ganzen Herzen bei der Sache ist, er schien gleichsam mitzureden, für die Aufrichtigkeit des Gesagten einzustehen.

Aber Schulim hielt fest an sich. „Vielleicht will mich der doch hereinlegen –?“ dachte er bei sich – und schwieg.

Der Soldat fuhr zu reden fort.

„Mit den Kosaken, siehst du, ist es eine ganz andere Geschichte. Für sie ist das so das richtige Handwerk. Sie rauben, morden und peitschen – sie peitschen auch uns daheim; sie wissen wofür. Sie sind dabei mit dem ganzen Herzen. Denn sie tun’s für sich. Ihnen lohnt es der Zar. Sie haben Boden, Vieh und Acker und kein Tschinownik hat ihnen was dreinzureden. Aber wir, die „Wojaki“ – wir, Soldaten von der Linie – was haben wir davon? Wir schlagen uns nicht für Rußland – nein; für die Kosaken. Für wen hat sich dann mein Vater geschlagen? Für wen?“ – frag ich. Für sich nicht. Für sein Weib auch nicht und auch nicht für mich. Für wen dann? Für Andrij Gawrylowitsch und Semen Andrejewitsch werden bei uns keine Kriege geführt – sag ich dir. Das macht mir kein Mensch weiß. – Aber warum sag ich dir das alles? Bei uns darf ein Schuster nicht reden. Bei euch ist das anders. Wem was wehtut, er darf weinen. Wer klagt, es wird ihm Gerechtigkeit. Bei uns nicht. Wir nähren uns von dem, was uns wehtut. Keiner nimmt uns was davon. Glaubst du, sie sind Christen? Das läßt man

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Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/49&oldid=- (Version vom 14.5.2018)