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uns nur in die Kappen drucken. Sie reden uns nur ein, daß wir uns für den Glauben schlagen. Ich sag dir’s: ’s ist nicht wahr. Wir haben soviel „Cerkiews“, daß die Heiden der ganzen Welt drin Platz hätten zu beten. Wir schlagen uns nicht für das Prawoslawie. Ich sag dir’s und mir kannst du glauben, denn ich bin ein guter Christ.“

Er griff tief in den Abgrund einer Manteltasche und holte von dort eine zerrunzelte Blase mit „Magorka“ hervor und drehte sich eine fingerdicke Zigarette davon. Schulim strich ein Zündholz an und hielt es dem Soldaten vor die Zigarette hin. Der Soldat aber nahm es ihm aus der Hand und dankte in einem warmen, weichen Ton: „Spassiboh! Du bist ein guter Mensch.“ Und bot ihm seinen Tabak an und ließ das Streichholz nicht früher fallen, als bis Schulim eine Zigarette fertig gerollt und angesteckt hatte. Ein grauer, scharfer Rauch ringelte sich über ihren Köpfen.

„Warum schweigt der Uhrmacher –?“ dachte der Soldat.

„Warum sagt er mir das alles –“ fragte sich der Uhrmacher. „Und würde er so zu mir auch dann reden, wenn er wüßte, daß ich kein „postupowy Chrystyanin“ bin?“

Es war ein peinliches Schweigen. Sie fühlten es: es stand zwischen beiden ein Fremdes, das aber nicht sie aufgestellt haben. Schulim war schon bereit, seine Seele aus dem Futteral zu heben und sie auf den Tisch dem Soldaten hinzulegen. Es giftete ihn

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)