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Die Deutschen kommen.

Man hatte sich schon an alles gewöhnt. Denn an was alles gewöhnt sich nicht der Mensch? Sogar an das Glück! Nicht so leicht, aber um so rascher gewöhnt er sich an die Not. Er jammert anfangs, klagt und murrt, ballt einmal die Fäuste, bis die Not ihm wieder die Finger löst und ehe er sich dessen versieht, steckt er in ihr tief drinnen mit offenen Handflächen und verebbtem Herzen.

Wenn man den Feind stets auf dem Nacken sitzen hat, fühlt man den Nacken nicht mehr. Wenn man Tag für Tag Menschen auf offener Straße schänden und peitschen sieht, glaubt man, der Rücken sei geschaffen, von Kosaken mit Stockstreichen gepeitscht und gebrochen zu werden.

Wenn man sieht, wie[WS 1] gar so Viele Masken von ihren Gesichtern in den Straßenkot abwerfen und lohende, bis nun nicht bemerkte Lichter in ihren Augen anzünden und frevle Hände in fremdes Gut tauchen, um sie segenbeschwert herauszuziehen und jubelnd in ihrer Kammer abzuschütteln – wenn man das alles sieht und vergebens auf den Donner wartet, der diese Hände zermalmte: man empört sich nicht mehr.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wir
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)