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Unheil von seiner Familie abzuwenden. Ob er es seiner Gescheitheit verdankte? Wohl eher dem Umstande, daß er ein vortreffliches Ruthenisch sprach. Er stellte sich, wo er es am Platze fand, dem Lästigen mutig entgegen. Da wurden sie eingeschüchtert. Die Gefahr stand ihm immer hinterm Rücken und schaute ihm über die Achsel. Es war ein Leben und Schweben in immerwährender Angst. So ungefähr durch acht Monate.

Gegen Anfang Aprils hatten sich bei ihm zwei Soldaten einquartiert. Ältere Trampel schon, bärtig, plump und zahm dabei. Sie kamen aus jenen tiefen, verschneiten Gegenden Rußlands, wo man das Wort „Jewrej“ nicht kennt. Sie schützten Wolfs Haus. Denn so oft ihm ein Leid drohte, waren sie dabei, ließen die raubgierigen Kameraden und Bauern gar nicht zu Worte kommen und schlugen sie mit ihren Kolben krumm. Die Bauern aber, die mit gingen, machten große Augen und flinke Beine, als sie das sahen.

Wolf Schächtel war den beiden „Semljaky“ von der Lena und dem Jenissej wirklich dankbar. Er ließ ihnen Tschay bereiten jedes Abends, unterhielt sich mit ihnen und war ihr Gast. Fragte nach jedem Satz „Kak?“, sagte „charascho“, „nitschewo“ und „job troju matj“ – diesen klassischen Ausdruck russischer Gefühlsschwelgerei.

Bei alledem hatte Schachtel die ganze Zeit über in Schuhen und Kleidern geschlafen und über Weib und Kind gewacht und in das Zimmer seiner Gäste hinüber gehorcht und gebangt, daß es ihnen eines

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)