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Nachts nicht einfiele, ihn und die Seinigen aus den Betten, aus dem Haus zu jagen.

Auf solche Überraschungen mußte man gefaßt sein – es gab in der Stadt schon so viele, die aus freiem Antrieb hohe Kosakenkolpaks mit samtblauem Boden angelegt und nach verborgenem Österreichertum schnüffelten; all die Mitgänger und Mithelfer gebärdeten sich so, wie wenn das Österreichische ein für allemal unwiderbringlich verloren gegangen wäre. Sie schwollen vor Selbstsicherheit. Und die Zahl der Hoffenden war gering geworden und sie waren klein geworden – ganz klein und stille.

Wolf sah das Alles. Er glaubte schier, daß ihm seine Zwei für immer schon verschrieben wären. Er fühlte sie fast nicht mehr, wollte es ihm dünken. So fest saßen sie ihm an. Die Stadt hatte man ja schon russisch getauft, und sie sprachen von „Dragobytsch gorod“, wie wenn sie hier geboren wären, hier in – Wolf Schächtels Heim und mit ihm zusammen – und wie wenn sie hier das Zeitliche segnen müßten.

Ein Scheinleben war’s; ein Halbleben....

Man ertappte sich zuweilen auf einer Hoffnung. Denn der Frühling war indessen gekommen: keck, glänzend und lockend wie immer, und mit ihm waren die vereisten Herzen aufgetaut. Man sah sich in ihm wie in einem unverhofften, unerwarteten Wunder um. Daß er auch in diesem Jahre kommen werde, wer wollte das glauben? Man meinte eher, das Jahr des Leids werde unendlich lange währen und die Natur knebeln. Der Frühling war eine Überraschung und schien den Zweifelnden eindringlich

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Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)